Helden und anständige Menschen

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bavaria123 Avatar

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John le Carré ist ein Schriftsteller, den nicht nur ich spontan mit Spionagethrillern in Verbindung bringe. 1963 wurde er mit dem Buch "Der Spion, der aus der Kälte kam", bekannt. Mittlerweile ist der Autor über 80 Jahre alt und knüpft im aktuellen Buch an sein erstes wieder an.
Wobei ich zugeben muss, dass ich das Buch aus den 60ern nicht kenne, auch nicht das Weitere aus dieser Reihe mit dem Titel "Dame, König, As, Spion".

Mit dem Vermächtnis der Spione geht der Autor zurück in die Zeit des kalten Krieges und befindet sich aber auch zugleich hier im Jetzt. Der melancholische aber messerscharf recherchierende George Smiley, der melancholische, messerscharf kombinierende Agentenführer und seine Truppe rund um den Assistenten Peter Guillaume sind zurück.
Die Rückblenden und auch die Zeitsprünge gestalten sich dabei fließend und werden durch Protokolle und Aktennotizen unterstützt. Das klingt erst einmal schwierig, bereitet aber beim Lesen kaum Schwierigkeiten. Lediglich der Protokollstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber wohl real. Dabei wird nicht nur aufgeführt, was damals geschehen ist, es geht viel mehr vorwiegend darum warum damals das eine oder andere geschehen ist. Es geht dabei auch um den Wandel der Moral und der Werte von damals zu jetzt. Somit muss man die vorhergehenden Werke nicht zwangsläufig gelesen haben. Allein bei den vielen Personen und ihren Decknamen wird das Verstehen möglicherweise erleichtert. So sollte man wirklich immer hoch konzentriert lesen.

Das Buch ist spannend und trotzdem glaubwürdig, wobei le Carré sein eigenes Leben als Spion da sicher von Vorteil ist. Die Protagonisten sind sehr gut charakterisiert und die Dialoge durchdacht.

Beim Blick auf das Cover muss ich eines verraten: ja, Minox-Kameras oder auch Trabis tauchen wieder auf. Das gehört ja nun auch zu einem gelungenen Rückblick dazu.

Was mir nicht ganz gut gefallen hat, war das Ende des Buches. Es kam mir so vor, als wäre der Autor plötzlich in Zeitnot gekommen. Da sind nicht alle Stränge für meinen Geschmack auch wirklich final gedacht.

Alles in allem aber ein spannendes Buch, das ich gern mit vier Sternen empfehlen kann.