Leider keine abgeschlossene Handlung

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Der Roman "Das Vermächtnis des Künstlers" stammt von Gordon McBane, erscheint im Februar 2018 und wird im Ullstein Verlag herausgegeben.
Im Roman macht sich der Parapsychologe Georg Mallory auf den Weg nach Venedig. Hier soll er zusammen mit einer Kunsthistorikerin zwei Bilder finden, die zu einer ganzen Sammlung von Werken eines unbekannten Künstlers gehören und als verschollen gelten. Leider stehen die Bilder alle im Zusammenhang von mysteriösen Bränden sowie Todesfällen. Zudem wird behauptet, dass sie ihre Besitzer in den Wahnsinn treiben und somit ist die Jagd nach den fehlenden Bildern eröffnet. Der Plot bietet also wirklich eine solide Grundlage für einen guten Thriller und startet tatsächlich auch sehr spannend. Doch dies bleibt leider nicht so. Schon nach kurzer Zeit streut McBane detailierte Beschreibungen diverser Nebensächlichkeiten ein, die er seitenlang ausschmückt. Fand ich es noch interessant, zahlreiche architektonische Details über Venedig zu erfahren (Lesen soll ja bekanntlich bilden), war bei der Entstehungsgeschichte des American Football für mich der Bogen eindeutig überspannt, zumal ich auch die Beziehung zum Buch nicht mehr herstellen konnte. Diese Ausschmückungen stellen jedoch nicht nur die Geduld der Leser auf eine harte Probe, sondern nehmen der Handlung leider oft genug auch die Spannung. Sehr gut gelingt es McBane, verschiedene Handlungsanfänge im Plot zu platzieren. So trägt nicht nur der Parapsychologe ein dunkles Geheimnis mit sich herum, auch die Kunsthistorikerin Josephine scheint traumatisch vorbelastet. Selbiges gilt für deren Adoptivtochter Amanda. Doch wer sich jetzt darauf freut, dass sich am Ende des Romans zumindest einige diese losen Enden zu einem großen Ganzen zusammenfügen, wird ebenfalls enttäuscht. Die Handlung endet mitten im Geschehen. Es handelt sich hier also nicht um einen abgeschlossenen Roman, sondern tatsächlich um den 1. Teil einer Triologie, deren Inhalt sich über 3 Bücher spannt und vermutlich auch erst an deren Ende offenbart.
Blicken wir noch auf die sprachlichen Mittel des Romans. Hier bin ich geneigt, zwischendurch den eloquenten Sprachstil eines Arthur Conan Doyle zu erkennen. Dieser angenehme Eindruck wird jedoch schnell durch schnoddrige Dialogteile zerstört, die ich eher einer veraltet Jugendsprache zuordnen möchte und somit ist das Ganze für mich nicht mehr rund. Wie schon erwähnt, sind dem Autor die descriptiven Anteile im Roman gut gelungen. Wer also darauf Wert legt, kommt als Leser voll auf seine Kosten.
Es fällt mir schwer, für diesen Einzelroman eine Leseempfehlung auszusprechen. Wer an der Geschichte interessiert ist, sollte wohl besser warten, bis auch die fehlenden 2 Teile veröffentlicht werden und dann alle zusammen lesen. Auch beim Titel "Thriller" möchte ich nicht ganz mitgehen. Dafür fehlt mir persönlich über weite Strecken im Buch die Spannung, von wirklichem Nervenkitzel ganz zu schweigen.