Tragikomischer historischer Roman

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gisel Avatar

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Man schreibt das Jahr 1857: Der Sklavenjunge Henry Shackleford ist zufällig zugegen, als der Prediger und Abolitionist Old John Brown in einer Kneipe sowohl seinen Vater wie auch seinen Master tötet. Der Prediger nimmt ihn mit, und Henry wird die nächsten vier Jahre mit ihm zusammen verbringen im Kampf gegen die Sklaverei. Allerdings wird der Junge fälschlicherweise für ein Mädchen gehalten, und so verbringt er die nächste Zeit als Mädchen und in Mädchenkleidern. Das macht aber fast gar nichts, denn alle nennen ihn „Zwiebel“ – als John Brown ihm als Trost seine Glücksbringerzwiebel ausleihen möchte, missversteht Henry diese Geste und isst die Zwiebel auf. Fortan sind er (na ja, das Mädchen Zwiebel) und die Federn des Großen-Gott-Vogels (= des Spechtes) die Glücksbringer in John Browns Kampf gegen die Sklaverei.
James McBride hat hier einen interessanten historischen Roman geschrieben über den Prediger John Brown, der sich von Gottes Gnaden zum Kampf gegen die Sklaverei aufgeschwungen hat, und dessen zufälligen Begleiter Henry Shackleford, der die gemeinsame Zeit in einer falschen Rolle verbringt. Es ist ein Genuss, wie der Junge von einer brenzligen Situation in die nächste gerät, weil es immer wieder Frauen gibt, die ihn durchschauen. Tragikomisch ist John Browns Rolle, dieser Prediger mit seiner großen Familie, der so sehr an die Kraft Gottes glaubt, dass er sich im Alltag nicht zurechtfindet – und in einen Kampf zieht, der in einem Himmelfahrtskommando endet, nicht nur für ihn, sondern auch für seine vielen Begleiter. Ein bisschen hat die Geschichte was von einem Schelmenroman, doch es überwiegt letztendlich der historische Hintergrund.
Der Autor wendet sich einem wenig bekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte zu. Ich habe erst mal nach der Lektüre des Buches nach seinen Ursprüngen gefahndet und entdeckt, dass die Hintergründe dazu tatsächlich den historischen Gegebenheiten entsprechen und es zur Person dieses John Brown sogar ein Lied gibt (das ich auch nicht kannte).
Äußerst vergnüglich ist der Schreibstil des Buches, gespickt mit viel Wortwitz und Situationskomik, und doch bleibt einem immer wieder das Lachen in der Kehle stecken, wenn man bedenkt, welches Ende dieser Aufstand gegen die Sklaverei nehmen muss. Doch er hat wohl wirklich dazu geführt, dieses Thema in Amerika ins Bewusstsein zu rücken.
Dieses Buch liest sich nicht ganz so schnell, wie es zunächst den Eindruck macht, und doch spiegelt es ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Farbigen Amerikas wieder. Deshalb eine unbedingte Leseempfehlung von mir.