Absoluter Lesegenuss

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mystarrybooks Avatar

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„Das verschlossene Zimmer“ habe ich zuerst in der Vorschau bei Vorablesen gesehen. Der Titel machte mich neugierig, ebenso wie das Cover. Eine Frau hat ihre Arme hinter dem Rücken versteckt, in der Hand hält sie einen altmodischen Schlüssel. Der Klappentext griff diese Szene gleich auf – und verstärkte meine Neugier noch weiter.

Ich mag (Familien-)Geschichten, die um die Zweit des zweiten Weltkriegs spielen und war entsprechend neugierig, was es mit dem Geheimnis um Maries Mutter auf sich hat. Gleich zu Anfang begleiten wir sie in der Szene, die auf dem Titelbild dargestellt ist. Marie nutzt die Abwesenheit ihres Vaters, um in sein Schlafzimmer einzubrechen, das sie bisher nie betreten durfte. Ihre Angst und Skrupel sind spürbar, während sie sich verbotener Weise in seinem Zimmer umsieht. Als sie eine erstaunliche Entdeckung macht, habe ich zum ersten Mal die Luft angehalten. Und kurz darauf gleich nochmal, denn der Vater betritt das Haus und Maries Vertrauensbuch droht aufzufliegen.

Schon diese ersten Seiten haben mich derart gepackt, dass ich absolut an dem Buch hing. Das Verhältnis von Marie zu ihrem Vater wird gleich zu Beginn sehr ausführlich thematisiert, was mir gut gefallen hat. Maries Erzählweise konnte mich immer wieder packen, egal um welch banale Beobachtungen es ging. Maries Vater, Dominik, schien mir für seine Zeit in vielen Ansichten modern und bewundernswert, auch wenn er sicherlich nicht ohne Fehler handelt. Manchmal konnte ich seinen Charakter und seine Absichten schwer einschätzen, aber insgesamt habe ich Dominik genau so gerne gemocht wie Marie – und das Leben der beiden sehr gerne verfolgt.

Ausgehend von Maries Suche, nach Hinweisen auf ihre Mutter, lernen wir das Leben der Familie immer besser kennen. Auch der nahende Krieg im Frühjahr 1939 ist in Krakau deutlich spürbar und wurde von Rachel Givney anschaulich dargestellt. Der Schreibstil und die Gestaltung sind bildlich, ohne vom Wesentlichen abzulenken. Als störend empfand ich stellenweise die Kapitelüberschriften, die für mich nicht recht passten. Ansonsten war die Geschichte durchweg gut zu lesen und der rote Faden war erkennbar, sodass ich nicht das Gefühl hatte, mich in der Geschichte zu verlieren. Immer wieder kommt es zu sehr emotionalen Szenen, mit denen die Autorin mich definitiv angesprochen hat. Durch Einblicke in die Vergangenheit, lernen wir Marie und Dominik immer besser kennen – dementsprechend habe ich immer mehr mit ihnen gelitten, als ich ihr Schicksal kennenlernte.

Am Ende des Buches wird endlich aufgelöst, was hinter Dominiks merkwürdigem Verhalten in Bezug auf Maries Mutter steckt. Ich hatte einige Vorahnungen, war von dem Ende aber wirklich überrascht. Mit diesem Ausgang hätte ich so nie gerechnet und war absolut sprachlos und begeistert. Im Nachhinein war mir klar, dass alles genau so sein musste, aber erstmal gab es einen gehörigen WOW-Effekt. Obwohl ich die gesamte Geschichte gerne gelesen habe, war das Ende nochmal besonders toll und spannend, weil so viele Fäden zusammenfinden.

Ich musste nach dem Lesen erstmal tief durchatmen und meine Gedanken ordnen, weil es mir schwer fiel, wieder in die reale Welt zurückzufinden. Ich denke, viel mehr muss ich nicht sagen. „Das verschlossene Zimmer“ ist für mich ein absolutes Highlight. So tiefgründig, spannend und emotional ergreifend. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

– Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen –