Ein dilettantisches Werk

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Wir schreiben das Jahr 1939. Marie wohnt, seit sie denken kann, alleine mit ihrem Vater – einem angesehenen Arzt – in Krakau. An ihre Mutter erinnert sie sich kaum noch. Angeblich ging sie fort, als Marie zwei Jahre alt war. Allen Fragen geht der Vater stets aus dem Weg, nicht einmal den Namen ihrer Mutter kennt Marie. Doch nun mit siebzehn Jahren will sie sich nicht mehr unterordnen. Marie möchte um jeden Preis ihre Mutter wiederfinden. Sie ahnt nicht, welches große Geheimnis ihres Vaters, es ihr gelingen wird aufzudecken.

Als ich das geheimnisvolle Cover von „Das verschlossene Zimmer“ gesehen und nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, habe ich eine geheimnis- und spannungsvolle Geschichte von der Art her wie Daphne du Mauriers „Rebecca“ erwartet – eine meisterhaft geschriebene Geschichte, die man bis zum Ende mit angehaltenem Atem verfolgt. Leider wurde ich bitterlich enttäuscht. Bereits nach ein paar Seiten war mir klar, dass ich ein dilettantisches Werk vor mir hatte – und dabei sollte ich mich noch durch über 500 Seiten quälen. Ich hatte das Gefühl ein Buch für Kinder zu lesen, denen das nötige Gefühl für Logik und Plausibilität noch fehlt und die den Roman in Folge dessen vielleicht noch mit Interesse verfolgt hätten. „Das verschlossene Zimmer“ ist voller Plattitüden, pseudo-symbolischer Momente, unlogischer oder unglaubwürdiger Situationen. Die Figuren sind überzeichnet und karikaturhaft. Sie reagieren seltsam und führen unzusammenhängende Gespräche. Ihre Aussagen und Stimmungen stehen oftmals im Widerspruch. Auch die beschreibenden Sätze sind oftmals zusammenhanglos miteinander verwoben und ergeben im Rahmen der Geschichte keinen Sinn. Die Autorin bemüht sich zudem gerade zwanghaft darum, den polnischen Geist in ihrem Roman einzufangen. Leider gelingt ihr auch das mehr schlecht als recht. Das Tüpfelchen auf dem i ist hier die Einführung der Figur Karol Wojtyłas. Dabei hat der zukünftige Papst Johannes Paul II. in dieser Geschichte nun wirklich nichts verloren! Auch das Ende ist extrem unglaubwürdig und unbefriedigend. Mein Fazit? „Das verschlossene Zimmer“ ist ein pathetischer und rührseliger Roman. Lasst besser die Finger davon. Es ist schade um eure Zeit.

Einen Punkt vergebe ich dennoch für das schöne Cover und einen weiteren für die redlichen Bemühungen der Autorin.