Lebenslüge aus Liebe

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annabelle Avatar

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Schauplatz dieses Familienromans ist die polnische Stadt Krakau im Jahre 1939, kurz vor Ausbruch des 2.Weltkrieges, dessen Beginn sich schon länger angekündigt hatte.
Hier lebt Dr, Dominik Karski gemeinsam mit seiner 17-jährigen Tochter Marie.
Obwohl Dr. Karski als Chefarzt einer Krakauer Klinik einen guten Ruf genießt, führt er ein bescheidenes zurückgezogenes Leben als alleinerziehender Vater. Sein ganzes Augenmerk gilt seiner Tochter. Sie zu behüten und zu beschützen gilt ihm als Lebensaufgabe. Marie, die bisher ohne Mutter aufgewachsen ist, möchte gerne mehr über diese Frau erfahren, die ihre Tochter vor 15 Jahren verlassen hat. Nur blass sind Maries Erinnerungen an sie. Doch ihr Vater weigert sich, mit Marie über ihre Mutter zu sprechen.
Maries Fragen werden mit der Zeit immer drängender und sie beschließt, auf eigene Faust Antworten zu finden. Es gibt im Haus nur ein einziges Zimmer, das ihr Vater stets verschlossen hält – sein Schlafzimmer. Marie verschafft sich ungefragt Zugang, in der Hoffnung, Hinweise auf ihre Mutter zu finden. Der Einzige, der ihr bei der Suche helfen kann, ist Ben Rosen, ihr ehemaliger Freund aus Kindertagen, ihn dem sie schon damals ihre verwandte Seele gefunden hatte. Doch ihr Vater möchte Marie unbedingt mit einem
wohlhabenden katholischen Mann verheiraten, um sie für die Zukunft versorgt zu wissen.
Entgegen Maries eigenen Plänen, die lieber Medizin studieren möchte – ganz nach dem Vorbild ihres Vaters. Und zum ersten Mal scheint Marie sich der Fürsorge des Vaters zu entziehen.

Die Leseprobe hatte mir sehr gut gefallen, der Titel und das Cover sehr gut und passend gewählt. Das Buch ist mit dem Hardcovereinband mit Lesebändchen sehr gut aufgemacht. Ich habe mich auf das Buch gefreut.
Doch schon nach den ersten Kapiteln wurde diese Freude gedämpft und machte einer gewissen Enttäuschung Platz. Ich hatte mir den Inhalt doch etwas anders vorgestellt.
Die Geschichte zog sich in die Länge, verlor sich in Nebensächlichkeiten, auch wenn sich
das ein oder andere im weiteren Verlauf erklärte. Manches blieb für mich zu oberflächlich. Dass die Familie, vor allem Maries Vater, ein Geheimnis umgibt, konnte man sich schon bald denken, es gab einige nebulöse Hinweise darauf. Marie als Person kam mir stellenweise als naiv und egoistisch vor. Manche Entscheidungen waren nicht nachzuvollziehen. Das Konvertieren zum Judentum, die geplante Hochzeit mit Ben, ohne den Vater einzubeziehen. Das Verschließen der Augen vor den ersten Repressalien gegen die Juden. Ihre Fahrt nach Lemberg, um weitere Nachforschungen anzustellen und das Erfahrene falsch zu interpretieren.
Ich habe mich auch gefragt, wie ein Chefarzt jeden Tag pünktlich Feierabend machen konnte, zu Hause Abendessen kochen, den ganzen Haushalt führen und seiner Tochter für eine Tanzveranstaltung eine Tracht selber nähen konnte.

Eigentlich hat mir der Roman erst zum Ende hin besser gefallen. Wie sich alles geklärt und einen Sinn ergeben hat, mit einem überraschenden Verlauf.
Doch das Geheimnis möchte ich an dieser Stelle nicht preisgeben.

Eine Bewertung fällt mir ein bisschen schwer. Ich hatte etwas anderes erwartet. Doch es ist ja nicht so, dass mir der Roman überhaupt nicht gefallen hätte.
Und so gibt es von mir dann doch 4 Sterne.