Trivial und unglaubwürdig

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readaholic Avatar

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Zu Beginn dieses im Jahr 1939 spielenden Romans lernen wir die 17jährige Marie Karski kennen, die in Krakau von ihrem Vater Dominik, einem angesehenen Arzt, allein erzogen wird. Was mit Maries Mutter geschah, ist ein großes Geheimnis, ihr Vater spricht nicht darüber. Daraufhin beschließt Marie, in das permanent verschlossene Schlafzimmer des Vaters einzubrechen, um eventuelle Hinweise zu finden. Sie wird tatsächlich fündig, auch wenn ihr der Fund nicht wirklich weiterhilft.
Zur selben Zeit erleben wir Dominik als engagierten Arzt, der fortschrittliche und unerprobte Behandlungsmethoden zur Heilung seiner Patienten anwendet und sich dabei nicht nur Freunde macht. Von der Leseprobe hatte ich mir versprochen, dass dieser Aspekt im Buch weiter ausgebaut wird, was jedoch leider nicht der Fall war.
Marie scheint für ihr Alter ausgesprochen naiv zu sein. Dass es so etwas wie Judenfeindlichkeit gibt, scheint an ihr völlig vorbeigegangen zu sein, und das obwohl schon vor Jahren die jüdische Nachbarsfamilie aus dem Haus gejagt und die Wände mit judenfeindlichen Parolen beschmiert wurden. Marie benimmt sich teilweise wie eine Fünfjährige, sie schmollt und hüpft vor Freude auf und ab. Nach ihrem ersten Kuss sinniert sie darüber, wie erstaunlich es doch ist, dass man sich mit dem Mund küsst, mit dem man sonst isst, spricht und sich erbricht. Grundgütiger! Dann wiederum schreibt sie einen Einstufungstest für Medizin, der fundiertes Wissen in Chemie voraussetzt. Obwohl Marie keine Ahnung von den chemischen Formeln hat, bringt sie sich innerhalb der Prüfungszeit anhand des Periodensystems selbst alles Erforderliche bei. Szenen wie diese sind einfach nur lachhaft und vollkommen unglaubwürdig.
Angesichts des drohenden Kriegs will Dominik seine Tochter unbedingt verheiraten und hat dabei einen reichen, aber unattraktiven und unsympathischen Angeber im Blick. Für den Tanzabend, den die beiden miteinander verbringen sollen, näht Dominik seiner Tochter sogar ein Kleid, was mich einigermaßen erstaunt hat. Marie verliebt sich jedoch in ihren jüdischen Jugendfreund Ben und tritt zum jüdischen Glauben über, um ihn zu heiraten.
Die ganze Zeit über ist klar, dass Dominik ein Geheimnis hat und seine Tochter in sicheren Händen sehen möchte. Was dieses Geheimnis ist, erfährt der Leser erst ganz zum Schluss. Die Auflösung ist erstaunlich und ganz und gar absurd und unrealistisch. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das ich so grottenschlecht fand.