Unglaubwürdige Familiengeschichte

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Die Autorin Rachel Givney, erzählt in ihrem neuen Roman „Das verschlossene Zimmer“ eine historische Geschichte verknüpft mit einer fiktiven Handlung um das Geheimnis einer Familie.

Inhalt:
Krakau, im Frühjahr 1939. Alle Zeichen stehen auf Krieg, denn das Deutsche Reich treibt seine Angriffspläne auf Polen unbarmherzig voran. Die junge Marie aber beschäftigen ganz andere Fragen: Wer ist ihre Mutter? Warum verschwand sie, als Marie ein Kleinkind war? Und warum verweigert ihr Vater, ein renommierter Arzt, jedes Gespräch über sie? Als sie die Ungewissheit nicht mehr aushält, entschließt Marie sich zu einem drastischen Schritt.

Marie zog eine Haarnadel aus ihrem blonden Haar. Bisher verfügte sie über keinerlei Erfahrungen als Einbrecherin, doch Olaf, ein ortsansässiger Tunichtgut, der zusammen mit ihr in der Straßenbahn zur Schule fuhr, hatte sich ihr gegenüber in dieser Woche damit gebrüstet, dass es ein Leichtes sei, ein Schloss mit einem schmalen Metallstück aufzubrechen. "Einfach nur reinschieben und ein bisschen hin und her ruckeln", hatte er geprahlt.

Marie musterte den Messingdraht und lächelte. In der Regel sahen die Leute in einer Haarnadel nur ein Accessoire, mit dem man seine Frisur bändigen konnte. Marie sah darin etwas anderes - einen Schlüssel.

Als Marie das Zimmer ihres Vaters aufbricht und durchsucht, riskiert sie, dadurch sein Vertrauen zu verspielen. Doch sie hat keine andere Wahl: Sie muss wissen, was aus ihrer Mutter wurde ...

Meine Meinung:
Die Autorin reiste für Recherchen mehrfach nach Polen, von wo die Familie ihrer Mutter stammt, um historische Daten, in seiner Richtigkeit und Glaubwürdigkeit darstellen zu können.

Das Cover sieht wunderschön aus und der Klappentext hat mich so begeistert, dass ich unbedingt dieses Buch, lesen wollte. Der Titel, verspricht eine spannende Geschichte zu werden, die ich aber leider nicht wirklich gefunden habe. Nach jedem Kapitel und Erzählstrang, hoffte ich auf eine Innige und tief berührende Handlung, konnte diese aber bei keinem Protagonisten finden.

Die Hauptprotagonistin Marie mit ihren fast 18 Jahren, wurde als naive junge Frau geschildert, die sich der Gefahren in Zeiten des nahenden Krieges, in keiner Weise bewusst war. Mich hat diese Naivität durch die ganze Geschichte, richtiggehend gestört.
Das Leben von Dominik wird zwar ausführlich geschildert aber auch hier leider nur Oberflächlich. Selbst ein herzliches Verhältnis und vernünftige Gespräche zwischen Vater und Tochter, haben nicht stattgefunden. Marie, konvertiert zum Judentum ohne vorher mit ihrem Vater zu reden und ohne seine Zustimmung. Hier war ich mehr als erstaunt, denn wie kann so etwas sein!
Helenas Leben wird reichlich geschildert aber auch wieder nur Oberflächlich und Emotionslos. Gerade über ihr Leben hätte ich mir eine herzerwärmende und bewegende Handlung gewünscht.

Zum Ende fügen sich die einzelnen Erzählstränge zwar zu einem Ganzen, runden die Familiengeschichte aber aus meiner Sicht nicht ab!

Fazit:
Auch die historischen Ereignisse sind durch die fiktiven Handlungen, die mich nicht wirklich erreichen und berühren konnten, nicht richtig greifbar geworden. In einer so schrecklichen Zeit, fehlen bei den Protagonisten, Tiefe und echte bzw. realistische Emotionen.
Hier fehlte mir leider eine schöne Spannung, die sich nach und nach aufbaut und zum Ende, das Ganze harmonisch abrundet.