verrückte Geschichte

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cynthiam Avatar

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Ich liebe Geheimnisse. Ich meine, wer weiß denn ein gutes gehütetes, schockierendes Geheimnis nicht zu schätzen? Und ich kann guten Gewissens behaupten dass „Das verschlossene Zimmer“ voll davon ist. Zudem ist ein es wunderschön hochwertiges Hardcover mit verspielten Details wie den Blumen im Einband und dem pastellfarbenen Lesebändchen. Allein schon für die Aufmachung lohnt es sich, das Buch mal zur Hand zu nehmen.

Zum Inhalt: Marie, die in Krakau bei ihren Vater aufwächst, wünscht sich nichts sehnlicher, als zu erfahren wer ihre Mutter ist. Denn der Vater verliert kein Wort mehr über seine Frau, nachdem diese die Familie vor über zehn Jahren verließ. Es ist das Jahr 1939 und die Deutschen rücken immer weiter Richtung Polen vor. Und Marie, in ihrer Starrköpfigkeit und der jugendlichen Naivität gefangen, setzt eine Kettenreaktion in Gang, deren Ausmaß niemand erahnen konnte.

Autorin Rachel Givney entführt den Leser in einen dramatischen und fesselnden Familienroman. Ähnlich dem Butterfly Effect löst Maries Suche nach ihre Mutter eine Kettenreaktion aus, die die großen Geheimnisse der Familie zu enthüllen drohen. Gleichzeitig beschäftigt sich das Buch mit dem Aufkommenden Antisemitismus in Polen und bereitet auf den drohenden Krieg mit Deutschland vor.

Das Buch ist gut geschrieben und sehr bildgewaltig, so beschreibt die Autorin sehr anschaulich die Verhältnisse im Krakau des Jahres 1939, aber auch Dominiks Vergangenheit wird sehr eindringlich geschildert. Beim Lesen hatte ich immer wieder eine Gänsehaut, wenn die damaligen, Juden- und Frauenverachtenden Situationen geschildert wurden.

Marie ist eine Protagonistin, die mich in meiner Sympathie ihr gegenüber immer wieder schwanken ließ. In einigen Situation verhält sie sich einfach dümmlich naiv, zum Beispiel als sie kopflos zum Judentum konvertiert, obwohl ihr nachdrücklich davon abgeraten wird und sie im folgenden unter den Konsequenzen dieser Tat zu leiden hat. Sie verhält sich oft eher kindlich, statt wie eine junge Erwachsene, die eigentlich nicht auf den Kopf gefallen ist.

Das Buch enthält ein paar sehr überraschende Wendungen, mit denen ich absolut nicht gerechnet habe. Besonders das Ende war für mich ganz anders als erwartet und wirkte dann doch schon ein bisschen übertrieben. Trotz der teils düsteren Thematik des Buches ist es auch voller Liebe und Hoffnung, sodass eine gelungene Mischung entstanden ist. Einen kleinen Punkt gibt es Abzug für die etwas unglaubwürdige Enthüllung am Ende. Ansonsten hat mich dieses Buch gut unterhalten.