Weniger historisch als unterhaltend

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holdesschaf Avatar

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Im Frühjahr 1939 droht Krieg in Polen. Ein Einmarschieren der deutschen Streitkräfte ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Die 17-jährige Marie, die mit ihrem Vater, einem erfolgreichen Arzt, in Krakau wohlbehütet lebt, möchte endlich wissen, warum ihre Mutter sie verlassen hat, als sie noch klein war. Ihr Vater schweigt dazu eisern. Daher bricht sie seine immer verschlossene Zimmertür auf und findet unter einer Bodendiele etwas, das ihre Welt ins Wanken bringt. Sie beschließt, dem Geheimnis um ihre Mutter auf den Grund zu gehen. Nahezu gleichzeitig trifft sie auf jemanden aus der Vergangenheit, zu dem sie sich schon immer hingezogen gefühlt hat. Nur dass die Liebe zu ihm, einem Juden, jetzt große Gefahren birgt.

Ich habe mich aufgrund der Leseprobe für das Buch interessiert. Familiengeheimnisse mag ich gern. Auch das Setting und die Nebenhandlung im medizinischen Bereich fand ich sehr reizvoll. Die Autorin, die lange als Drehbuchautorin gearbeitet hat, weiß, wie man die Neugier weckt und die Handlung in Szene setzt. Dabei geht ihr jedoch manchmal die Puste aus, so dass sie einige Handlungsstränge beginnt, die später kaum eine Rolle spielen.

Auch die Emotionen sind manchmal nicht tiefgehend genug, was meiner Meinung nach daran liegt, dass diese bei ihr sonst die Schauspieler hervorbringen und ausdrücken müssen. Trotzdem ist ihre Idee gar nicht verkehrt und der Plot hält durchaus Überraschungen bereit, die man so nicht erwartet hätte. Zudem schreibt die Autorin flüssig, gut verständlich und, wie ich finde, auch mit einem guten Maß an Spannung.

Wer hier allerdings einen realitätsnahen, minutiös recherchierten historischen Roman erwartet, wird am Ende total enttäuscht sein. Es handelt sich tatsächlich um einen reinen Unterhaltungsroman, bei dem sich die Autorin viel Freiheit genommen hat, die Realität der Idee entsprechend anzupassen, was manchmal nicht ganz überzeugend ist. Dennoch kann ich nicht sagen, dass der Roman seinen Zweck mich zu unterhalten nicht erfüllt hätte. Ich wollte natürlich am Ende das Geheimnis um Maries Mutter aufdecken. Davon konnten mich auch die diversen Ungereimtheiten nicht abhalten.

Fazit: Kein realistischer, historischer, sondern ein Unterhaltungsroman, der sich gut lesen lässt, wenn man über einige Mängel hinwegsehen kann. Für Liebhaber historisch korrekter Romane ist er nicht empfehlenswert.

3,5 Sterne, die ich im Sinne der Unterhaltung wo 3,5 Sterne nicht möglich sind auf 4 Sterne aufrunden werde.