die schwarze Nacht

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elohym78 Avatar

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Als seine Frau nicht abends nicht pünktlich nach Hause kommt, macht sich Samuel Padalin Sorgen und fährt sie suchen. Er findet sie. Auf dem Gehsteig. Erschossen. Vor der Tür der Familie des Bürgermeisters, die ebenfalls erschossen worden ist. Offensichtlich war Meghan ein Zufallssopfer; zur falschen Zeit, am falschen Ort. Die Ermittlungen beginnen und bald ist der Täter gefasst. Doch eh es zu einer Verurteilung kommen kann, stirbt der Verdächtige.
Zehn Jahre später verabschiedet sich der leitende Ermittler von damals, Captain Jesse Rosenberg, in den Ruhestand. Von allen wird er der Hundertprozentige genannt, da es keinen Fall gab, den er nicht lösen konnte. Bis die Journalistin Stephanie Mailer behauptet, der Mord vor zehn Jahren sein nicht aufgeklärt und der falsche verhaftet worden. Doch eh sie dies beweisen oder erklären kann, verschwindet Stephanie spurlos.
Jesse und sein damaliger Partner und Freund Derek gehen den Spuren nach und stoßen bald auf eine Mauer des Schweigens, der falschen Aussagen und fehlgeleiteten Ermittlungen. Hatte Stephanie Mailer recht mit ihren Anschuldigungen?

Das Cover zeigt eine Straße Orpheas, die von Polizisten abgeriegelt wurde. Typische Wohnmobile vor einstöckigen Häusern, umsäumt von der hereinbrechenden Nacht, symbolisiert es für mich das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt, in der Mittelmäßigkeit herrscht. Auf mich wirkt es nicht ansprechend und ich bin ausschließlich durch die Leseprobe auf das Buch aufmerksam geworden.

Joël Dicker hat einen ungewöhnlichen, aber durchaus interessanten Schreibstil. Eine Mischung aus rein berichtendem Zeitungsstil und Krimi, wirkte auf mich verblüffend lebendig und mitreißend! Der Autor schürt meine Neugierde und gleichzeitig mein Ermittler-Gen, dass sofort in alle Richtungen Überlegungen anstellte. Leider hielt dieser erste Eindruck nicht und mir ging die Lebendigkeit allzu bald verloren.
Sehr schwierig fand ich, die ganzen Ich-Erzähler auseinander zu halten. Gerade zu Beginn des Romans, an dem ich mich gedanklich noch sortierte und die vielen mir fremden Personen in eine Reihenfolge bringen wollte, brachte mich dies durcheinander und oft aus dem Konzept. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Buch oft verzweifelt aus der Hand legte und dann noch schlechter wieder in den Erzählfluss zurückfand. Vielleicht wäre es mir leichter gefallen, wenn ich mich am Riemen gerissen und die schwierigen, teils zähen und auf mich öden Passagen stramm durchgelesen hätte. Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass ich es nicht getan habe und mir bis weit über die Hälfte des Buches viele Charaktere fremd blieben und ich der Handlung hinterher hinkte und mich immer wieder fragte, wer im Moment Ich ist. Trotzdem ist es interessant, eigenen Überlegungen zu verfolgen und diese wieder zu verwerfen, je nachdem in welche Richtung die Ermittlung weiter fortschreitet.

Auf den ersten Blick scheinen die Protagonisten ruhig und mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Doch je mehr die erneute Ermittlung um den Tod der vier Menschen wieder in ihr Leben eingreift, desto hektischer werden sie und ich konnte die beginnende Panik fast merken, die vereinzelt um sich griff und sich wie ein Flächenbrand ausbreitete. Die oberflächlichen und aalglatten Personen bekamen Risse und was hinter der Fassade zum Vorschein kam, war nicht immer schön. Die Wahrheit schmerzt und das brachte Joël Dicker ganz deutlich zu Tage.

Mein Fazit
Auch wenn der Schreibstil definitiv mal was anderes ist und sich von der Masse der Krimis deutlich abhebt, konnte das Buch mich nicht fesseln.