Theater in Orphea

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julemaus94 Avatar

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Was passierte 1994 in Orphea wirklich, als während der Premiere des örtlichen Theaterfestivals 4 Menschen erschossen wurden? Keiner hat etwas mitbekommen, die wenigen Zeugen können nicht viel zur Ermittlung beitragen und doch präsentieren die Ermittler Jesse Rosenberg und Derek Scott wenig später einen Täter.
20 Jahre später tritt Stephanie Mailer auf den Plan und behauptet, sie hätten den Falschen erwischt...

Auch wenn der Plott mir erst einmal irgendwie bekannt erschien, hatte mich das Buch schnell gefangen. Die Geschichte brachte dann irgendwie doch genügend Verdächtige und interessante Spuren zum Vorschein, um mich ordentlich miträtseln lassen zu können. Vom Unterhaltungswert las sich das Buch wie eine gute Staffel "True Detectives": eine komplexe Story, interessante Ermittler mit Hintergrund und genügend Material um im Falle des Buches ca 700 Seiten zu füllen.

Aber nach und nach verkommt das Ganze eher zu einer Komödie oder Soap Opera. Die mit der Zeit aufgedeckten Verbindungen und Verstrickungen werden langsam unglaubwürdig, das Handeln der Beteiligten komödiantisch. Nichts desto trotz fühle ich mich immer noch unterhalten, habe aber das Gefühl, dass sich der Autor zu sehr in seiner Fantasie verfangen hat, den roten Faden etwas aus den Augen verloren hat. Was dem Leser schon 200 Seiten vorher klar war, wird mit großem Tamtam aufgedeckt.
Auch kommen mir manche Versatzstücke bekannt vor, als hätte ich sie in Büchern oder Filmen bereits so ähnlich, wenn nicht sogar besser eingesetzt gesehen.

Andererseits hat es mir gefallen, dass Herr Dicker seinen Figuren so viel Raum einräumt. Er verwendet viel Zeit darauf, die Hintergrundgeschichten nicht nur seiner Hauptprotagonisten, sondern fast aller Figuren zu beleuchten und dem Leser in Rückblenden und Gegenwartspassagen näher zu bringen. Leider springt er dabei ziemlich oft hin und her und verwirrt mich damit manchmal ein wenig.

Letztendlich habe ich das Buch in rekordverdächtiger Zeit durchgelesen, Herr Dicker hat die Spannung also hoch genug gehalten, aber ich bin mir fast sicher, dass es mein einziger Dicker (zumindest für die nächste Zeit) bleiben wird.