Eine melancholische, ruhige Geschichte

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lia48 Avatar

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INHALT:

Len Howard (1894-1973) war eine britische Vogelforscherin und Musikerin, deren Leben die Autorin Eva Meijer in diesem Buch porträtierte. Die biografischen Fakten und Studienergebnisse von Len wurden dabei zusammen mit frei erfundenen Inhalten zu einem biografischen Roman verfasst.

Len wächst mit ihren Geschwistern in einer Familie auf, die einen großen Wert auch kulturelle Interessen legt. Obwohl es ihre Familie nicht für gut heißt, entschließt sich Len 1914 nach London zu ziehen, wo sie von nun an regelmäßig als Geigerin im Orchester spielt und ihre Auftritte hat.
Zu ihren Mitmenschen hat sie keinen sehr engen Kontakt. Umso faszinierender sind für Len jedoch die Vögel, die sie überaus häufig beobachtet und studiert. Schon als Kind ist die mit Vögeln aufgewachsen und hat dabei ihr Herz für die kleinen Lebewesen entdeckt. So entwickelt sie nach und nach den Wunsch, dem Alltag zu entfliehen und sich ganz ihrer Berufung zu widmen.
In ihrer zweiten Lebenshälfte zieht sie dazu nach Sussex, wo sie sich ein abgeschiedenes Haus mitten in der Natur kauft. Dort widmet sie sich bis ins hohe Alter der Forschung von Amseln, Kohlmeisen, Spatzen und anderen Vögeln. Sie studiert und dokumentiert Gesang, Charakter und Verhalten der kleinen Tiere. Ihr Haus mit den offenen Fenstern wird zum "Vogelhaus" - die Vögel fassen Vertrauen und fliegen schließlich ein und aus.


MEINUNG:

Die Lebensgeschichte von Len wird im Buch chronologisch von ihrer Kindheit bis ins hohe Lebensalter erzählt. Dazwischen sind immer wieder Studien über die Vögel (v.a. über die Kohlmeise "Sternchen", Lens Lieblingsvogel) dokumentiert. Dadurch wirkte die Geschichte abwechslungsreich, was mir gut gefallen hat.
Am Anfang musste ich mich mit den vielen Namen erst einmal zurecht finden, vor allem als noch Vogelnamen dazu kamen. Doch dann war ich mitten in der Geschichte. Das erste Drittel, in der Lens Kindheit und Jugend in der Familie dargestellt wird, fand ich ganz interessant. Und auch der zweite Teil, als die Protagonistin im Orchester aufgenommen wird, verschiedene Kontakte knüpft und den Wunsch entwickelt, sich ganz der Vogelforschung zu widmen, habe ich neugierig verfolgt. Gewundert hat mich jedoch, dass der Inhalt vom Klappentext - nämlich die Zeit im "Vogelhaus" - doch verhältnismäßig wenig Raum (ca. etwas mehr als 1/3) im Buch eingenommen hat. Hier hatte ich andere Erwartungen gehabt.
Trotzdem konnte ich Lens Naturverbundenheit, sowie ihre Ruhe und Zufriedenheit später, regelrecht spüren. Auch die Beschreibungen der Vögel, fand ich schön und anschaulich gewählt.

Insgesamt handelt es sich hierbei um eine melancholisch wirkende und recht ruhige Geschichte, ohne große Höhen und Tiefen.
Emotional konnte mich das Buch leider nur in der ersten Hälfte des Buches richtig erreichen, als Len noch in der Familie gelebt hat, bzw. noch öfter mit ihr zu tun hatte. Die Familienmitglieder hatten interessante Charakterzüge.
Lens Mitmenschen lernt man sonst als Leser nur sehr oberflächlich kennen, da diese nie lange in ihrem Leben bleiben. Zudem sind die Zeitsprünge oftmals sehr groß, da sich das Buch über das ganze Leben von Len erstreckt.

Len empfand ich anfangs als eine interessante und starke Protagonistin. Sie setzt sich gegen die Vorstellungen ihrer Familie durch, geht ihre eigenen Wege und kümmert sich voller Hingabe, liebevoll um die Vögel.
Doch mir war sie etwas zu distanziert. Um die Vögel nicht zu stören, möchte Len keinen Besuch und hat dadurch schließlich kaum noch menschlichen Kontakt. Dadurch wurde mir die Protagonistin mit der Zeit leider immer unsympathischer, ich empfand sie fast schon als mürrisch und leider auch als recht anstrengend, da sie von anderen Menschen so genervt war.
Somit konnte mich das Buch zum Ende hin leider immer weniger erreichen.

FAZIT: Ein Buch das stark anfängt, mich aber zum Ende hin leider eher enttäuscht hat: 3 Sterne