Fast vergessene Ornithologin

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
zeilentänzer Avatar

Von

Eva Meijers Das Vogelhaus wurde Ende August 2018 im btb-Verlag veröffentlicht. Darin werden das Leben und die Tierforschungen der britischen Natur- und Musikwissenschaftlerin Gwendolen Len Howard beschrieben, die 1973 starb. Zeit ihres Lebens beschäftigte sie sich mit wild lebenden Vogelarten, studierte ihren Gesang und stellte innige Beziehungen zu ihnen her.

Len Howard lebt mit ihren Eltern und Geschwistern im englischen Ditchling (East Sussex). Gemeinsam mit ihrem Vater, der leidenschaftlich gerne Vögel beobachtet und deren Verhalten erforscht, verbringt Len viele Stunden damit, Vogelarten kennen zu lernen, diese am Gesang zu unterscheiden und ihr Verhalten zu studieren. Auch fernab des ländlichen Idylls widmet sich Len Howard ganz der Vogelkunde.

Howard ist eine sehr begabte Geigerin und so verlässt sie 1914 ihr Elternhaus und geht nach London um dort am Queens Hall Orchestra mitzuwirken. In der britischen Hauptstadt beschäftigt sie sich mit heimischen Singvögeln und beobachtet und analysiert deren Verhalten. Im Gegensatz zu ihren Kollegen und Freunden, die sich ihrem Beruf und ihren Partnerschaften verschreiben, gibt sich Howard ganz der Liebe zu Vögeln hin.

1938 kehrt sie der Großstadt den Rücken und verlässt das Orchester. Sie erfüllt sich einen Traum und zieht nach Sussex ins Bird Cottage, wo sie fortan mit ihren tierischen Freunden lebt. Insgesamt studierte Howard das Verhalten von Vögeln knapp vierzig Jahre lang und veröffentlichte mehrere Bücher und Geschichten darüber.

Eva Meijer erzählt, fast durchweg chronologisch, vom Leben Len Howards und ihrer Leidenschaft für Ornithologie. Die einzelnen Abschnitte im Buch werden immer wieder von Geschichten über die Kohlmeise Sternchen unterbrochen, zu welcher Howard eine sehr innige Beziehung pflegte. Ihr beeindruckendes Leben als Geigerin am Londoner Orchester und ihre unermüdlichen Vogelstudien machten Len Howard aus. Die Figur im Buch wird bezüglich ihrer Liebe zu Vögeln mit viel Engagement und Hingabe gezeichnet. Die menschliche Seite leidet darunter jedoch sehr. Howard wirkt unnahbar, fremd und kühl.

Einladungen zum gemeinsamen Besuch in Bars und Restaurants mit Kollegen und Freunden lehnt Len Howard konsequent ab. Es fällt ihr schwer nachzuvollziehen, welche Bedeutung Partnerschaft und Familie für ihre Mitmenschen bedeutet. Ihre Familie besucht Len Howard sehr selten, sodass häufig Jahre bis zu einem Wiedersehen vergehen. Ihre menschliche Seite bleibt ausschließlich den Vögeln vorbehalten.

Meijer erinnert mit Das Vogelhaus an das Lebenswerk der Vogelkundlerin Gwendolen Howard, die mit ihren Studien zu Vögeln vor und nach dem ersten Weltkrieg eine Koryphäe bleibt. Das Leben der Forscherin wird auf interessante Weise geschildert, ihre Leidenschaft für Gefieder deutlich. Die wenig menschliche Seite Howards stören die Geschichte jedoch.