Historisches London mit bildlichem Schreibstil

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Das Vogelmädchen von London ist ein Buch, das wegen der spannenden Idee und des Settings große Erwartungen in mir geweckt hat. Leider konnten diese nicht komplett erfüllt werden.

Das Buch spielt 1601 in London. Es geht um Shay, welche Botenmädchen und Falknerin ist. Und sie gehört einem Glauben an, welcher Vögel als Götter sieht. Shay kann Wahrsagungen tätigen und im Flug der Vögel die Zukunft sehen. In London trifft sie auf Nonesuch, einen der Blackfriars-Boys. Sie verbringt immer mehr Zeit mit ihm im Theater und zusammen starten sie bald auch ein Geistertheater und treten in den Straßen von London auf. Doch als Shay der Königin weissagt ändert sich alles….

"Warum wollten alle Antworten? Wo brachten die einen schon hin? Nirgends. Die Welt schwemmte so oder so ihre Wellen über dich hinweg. Es war, als wolle man mit dem Meer streiten."

Ich finde das Buch hört sich nach einer total tollen Idee an, das historische London gepaart mit ein paar fantastischen Elementen.
Und was mich auch wirklich komplett überzeugen konnte war das historische London und der bildliche Schreibstil des Autors. Er hat die Stadt vor meinen Augen zum Leben erweckt und so viele Bilder gemalt, mit Metaphern das Leben und die Stadt beschrieben. Das habe ich sehr geliebt an dem Buch.

Wo der Schreibstil dann aber für mich an seine Grenzen gekommen ist, war bei den Charakteren. Alle waren zwar interessante Charakter, aber zu keinem konnte ich wirklich eine Bindung aufbauen. Ich konnte leider alle nicht zu 100% nachvollziehen und keine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen.

"Im Schlaf überschwemmte ihn die Vergangenheit. Shay stellte sich vor, dass die Erinnerungen wie Regen in seine Träume fielen. Sie sah, wie riesige Schleier aus Vergangenem vom Himmel herabrissen und sein Bett in ein Meer der Erinnerungen spülten."

Auch die Umsetzung der Vögel und des Wahrsagens war leider nicht so wie ich es erhofft hatte. Das war so eine tolle Idee, aber leider nicht sehr stark ausgebaut. Ich hätte gerne mehr über Shays Glauben und über Birdland erfahren. Und mehr über die Hintergründe ihrer Wahrsagungen. Ich finde da hätte man noch so viel mehr rausholen können.

Auch die Handlung allgemein war für mich nicht immer komplett nachvollziehbar. Viele Sachen schon, aber bei manchen Dingen wusste ich dann doch nicht genau, warum das jetzt so passiert oder auch warum die Charaktere so handeln.
Zur Handlung muss ich auch sagen, dass ich den Anfang stark fand, es zwischendrin ein paar Längen gab und das Ende nochmal spannender wurde. Wie das Buch dann schlussendlich geendet hat, konnte mich aber trotzdem nicht wirklich überzeugen. Irgendwie hat mir einfach was gefehlt.

Trotzdem, alles, was sich auf das historische London bezieht und auf die Magie des Theaters, das hat mir sehr gut gefallen. In diesem Aspekt liebe ich den Schreibstil des Autors, auch wenn die Charaktere und die Handlung mich nicht komplett erreicht haben. Ich will es deshalb auch nicht ausschließen nochmal ein Buch des Autors zu lesen.

Und ich glaube auch, dass das Buch trotzdem viele Leser finden wird, die es lieben!

"Wenn du am nächsten Morgen ein Falke gewesen wärst, hoch oben auf den warmen Luftströmen, als die feine Linie der Morgenröte sich über den Horizont erhob, was hättest du unten gesehen?"