Bemerkenswertes Buch

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bea20 Avatar

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„Das Vorkommnis“ ist kein Buch, das man so nebenbei zur Zerstreuung liest. So schlicht und doch besonders wie das Cover ist auch der Inhalt des Buches. Es ist keine laute, aufregende Erzählung, sondern ein leises, nachdenkliches Offenlegen einer Lebens-, Liebes- und Familiengeschichte.

Die Ich-Erzählerin schenkt sich nichts, sie ist gnadenlos ehrlich mit sich und ihren ambivalenten Gefühlen, erzählt nüchtern und präzise von ihren widersprüchlichen Empfindungen und Erwartungen, ihrer inneren Zerrissenheit gegenüber sich selbst und ihrer Familie. Mit knappen, nüchternen Worten, doch wahrhaftig und persönlich erinnert sie sich an ihre Kindheit und Jugend in der DDR, das Familienleben mit der sechs Jahre älteren Schwester und den Eltern, die einander nicht wirklich gut tun und sich später scheiden lassen. Auch ihre Rolle als Ehefrau und Mutter von zwei kleinen Kindern, die enttäuschten Erwartungen und die nicht erfüllten Träume werden zum zentralen Thema ihrer Reflexion, - ausgelöst durch das „Vorkommnis“, das plötzliche Auftauchen ihrer bislang unbekannten Halbschwester.

Beeindruckt haben mich Sprache und Stil der Erzählung von Julia Schoch. Durch ihre kluge und leichte Erzählkunst schafft sie es, ein „ganz normales Frauenleben“ spannend und authentisch zu reflektieren. Bemerkenswert!