Ein Buch zum Nachdenken

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bookworld91 Avatar

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Julia Schochs „Das Vorkommnis“ handelt von einer Protagonistin, die als Schriftstellerin und Dozentin arbeitet und deren Leben auf dem Kopf gestellt wird, als bei einer Lesung eine junge Frau behauptet, ihre Schwester zu sein.
Zunächst fällt das Cover ins Auge. Ein farbliches Mosaik zeigt eine Frau, die eher nachdenklich wirkt. Sie wirkt reflektiert, als ob sie den Ursprung für etwas sucht.
Dieser Eindruck passt perfekt zum Buch. Immer wieder wird beschrieben, wie etwas hätte ablaufen können, wenn jemand so und so gehandelt hätte oder wenn die Wahrheit so und so wäre. „Die Wahrheit ist“ scheint eine zentrale These im Buch zu sein, dass sich um das Zusammenspiel als Familie, aber auch um die Möglichkeiten der Wahrheit dreht. Was wirklich passiert, ergibt sich erst Stück für Stück. Entsprechend fällt die Selbstfindung der Protagonistin aus. Sie muss die Geschichte ihrer Familie, aber auch die Möglichkeiten, greifen können, um sich weiterzuentwickeln.
Der Stil von Julia Schoch ist etwas hoch literarisches. Die einzelnen Kapitel sind wie Steine eines Mosaiks, dass nach und nach ein mehr oder weniger komplexes Bild abgibt, aber an und für sich als Teil betrachtet werden kann. Ich persönlich finde es sehr interessant, doch man muss sich darauf einlassen können und es ist keine Unterhaltungsliteratur für zwischendurch. Das entspricht auch dem Schreibstil. Eher an vielen „wenn“s und „falls“ orientiert ist es eine Herausforderung, den Überblick zu behalten. Wen das gelingt, den erwartet ein Buch, was sehr zum Nachdenken, Überdenken und Philosophieren einlädt. Ich finde es sehr interessant, aber man muss sich, wie erwähnt, darauf einlassen können. Empfehlung mit Einschränkung.