Erinnerungen, Gefühle, Veränderung

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tuzzi02 Avatar

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„Das Vorkommnis“ ist das neue Buch von Julia Schoch. Ich habe es bei Vorablesen gewonnen Es kommt Mitte Februar auf den Markt. Es ist der Auftakt einer Trilogie „Biographie einer Frau“.
Es handelt sich laut Untertitel um die „Biographie einer Frau“. Tatsächlich ist es ein Teil einer Biographie. Das eigentliche „Vorkommnis“ ist, dass die erzählende Protagonistin, eine Autorin bei einer Lesung von einer fremden Frau angesprochen wird, die behauptet, dass beide denselben Vater haben. Der Ausdruck „Vorkommnis“ deutet ja an, dass dies nicht unbedingt eine positive, unbeschwerte Erfahrung für die Autorin ist und die Begegnung ihre Sichtweise auf das Leben und die Familie beeinflusst. „Sie war in meiner Welt, meiner Gedankenwelt. Und würde es von nun an immer sein.“ (Seite 51) Die Personen in dem Buch werden nicht mit Namen genannt. Es heißt zum Beispiel immer nur „das ältere Kind“, „das jüngere Kind“, „mein Mann“, „meine Mutter“.
Das Cover in scheinbar expressionistischem Stil zeigt das Porträt einer nachdenklichen Frau in violetten und roten Tönen. Das gefällt mir sehr gut und es passt zum Buch.
Man muss sich an den Schreibstil ein wenig gewöhnen, aber das Buch lässt sich gut lesen. Man erlebt mehr oder weniger einen Teil des Lebens dieser Autorin/Protagonistin, bzw. sieht die Welt mit ihren Augen und erfährt ihre Gefühle. Es geht bei dem Buch eigentlich nicht um die Handlung, die stattfindet, sondern mehr um die Sichtweise auf das Leben und die Veränderungen, Unsicherheiten und Einstellungen gegenüber der Veränderung. Man merkt, dass das Leben der Autorin auch durch die Kindheit in der DDR und deren Auflösung geprägt ist.
Der Leser erlebt die Sichtweise der Erzählerin auf das Leben und die Erfahrungen, die sie macht. Die Protagonistin kann sich nie sicher sein, dass ihre „Wahrheiten“ auch wirklich wahr sind. Die kurze Begegnung mit ihrer angeblichen Halbschwester beeinflusst sie nachhaltig, obwohl diese Begegnung nur sehr flüchtig war. Ihre Wahrnehmung der Realität ändert sich und Zweifel und Misstrauen nehmen zu. Sie hat das Mantra „Alles ist möglich“. - Von mir eine klare Leseempfehlung!