Geschichten meines Falschliegens

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
owenmeany Avatar

Von

Was sich in der Leseprobe als Beginn einer interessanten Familiengeschichte anließ, entglitt mir bei der Lektüre des gesamten Buchs zusehends.

Eine Distanz zu den Personen wird schon einmal durch ihre Namenlosigkeit erzeugt, von den Kindern erfährt man noch nicht einmal das Geschlecht. Das bis dahin wohl einigermaßen harmonische Verhältnis zu ihrem Mann kommt bei dessen Besuch bei ihr während ihres USA-Aufenthalts auch ins Wanken, und das scheint mir eher einer Wahrnehmungstrübung geschuldet zu sein als den tatsächlichen Vorkommnissen.

Schoch analysiert akribisch das Bewusstsein, fast in naturwissenschaftlicher Herleitung sowohl durch Induktion als auch durch Deduktion. Der Handlungsverlauf, ohnehin kaum kontinuierlich erzählt, sondern die Rahmenhandlung aufsprengend durch häufige Rückblenden, ist lediglich relevant in seiner sprachlichen Spiegelung, die auch einmal bekannte Tatsachen wieder in Frage stellt, die aber auch philosophische Reflexionen umfasst.

Seite um Seite nehme ich eine stärkere Verwirrung der Ich-Erzählerin wahr, die für mich nach einer psychischen Erkrankung aussieht. Gegen Schluss schreibt sie: "Der Konjunktiv brach in mein Leben ein", und dann wird es wahrlich kafkaesk. In diesen ganzen Grübeleien konnte ich immer weniger Sinn erkennen, und ohne ein Mindestmaß an Empathie kriege ich keinen Bezug zu einem Buch. Ich glaube nicht, dass ich an den weiteren zwei geplanten Fortsetzungen interessiert bin.