Sachlich-nüchternes Porträt der Gedankenwelt einer Schriftstellerin

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luisabella Avatar

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«Das Vorkommnis: Biografie einer Frau» ist der erste Teil der neuen Trilogie der Autorin Julia Schoch. Die namenlose Protagonistin ist Schriftstellerin und Dozentin sowie Mutter von zwei Kindern als sie auf einer Lesung eines ihrer Bücher von einer fremden Frau angesprochen wird: „Wir haben übrigens denselben Vater.“ (S. 7) In 72 kurzen Sequenzen wird das Gedankenspiel der Protagonistin das zwischen diesem Vorkommnis, ihrer Kindheit, ihrer Familie, dem Aufwaschen in der DDR, ihrer aktuellen Lebenslage und Alltag sowie ihrer Zeit in Amerika als Dozentin mit ihren Kindern und ihrer Mutter wechselt. Gedanklich setzt die Protagonistin sich mit der Verschiebung des Familiengefüges durch die neue Stief-Schwester auseinander und kehr immer wieder gedanklich zu dem sog. Vorkommnis, dem Aufeinandertreffen nach der Lesung zurück. Unbewusst und bewusst nehmen die Gedanken daran immer mehr Raum ein und verändern die Perspektive, das Denken und Empfinden der Protagonistin. Die Denkweise der Protagonistin wird reflektiert, kritisch und intellektuell dargestellt. Auffällig ist, dass bis auf eine relativ unbedeutende Mutter eines anderen Kindergartenkindes alle Personen namenlos bleiben und die Gedanken sehr sachlich-nüchtern und distanziert dargelegt werden.

Meine Meinung | Mich hat die sachliche-Nüchternheit des Buches und die damit verbundene Distanz der Protagonistin zu ihrer Familie, ihrer Geschichte, ihrem Leben und letztlich ihrem Selbst nicht begeistern können. Der Schreibstil der Autorin ist sehr wortgewandt und reflektiert, dennoch fehlt es mir an Emotionen und Namen, die Nähe zu lassen könnten. Ein interessantes Buch, das das Innenleben einer Frau sehr wortgewandt und stilistisch ausgearbeitet porträtiert.