Viele Gedanken, wenig Handlung

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mufflpuff Avatar

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Mit nur knapp 200 Seiten ist der Roman "Das Vorkommnis" keine sehr umfangreiche Lektüre, trotzdem hat sich das Lesen für mich sehr hingezogen und lässt mich am Ende auch etwas ratlos und zwiegespalten zurück.
Auf der einen Seite schreibt die Autorin anspruchsvoll und literarisch wertvoll und schafft es, den Leser durch kleine, fast schon tagebuchartige Gedankenschnipsel an den Denkprozessen der Protagonistin teilzuhaben. Durch ein plötzliches Ereignis hinterfragt sich diese und ihre vergangenen Entscheidungen zunehmend, woraus sich eine vorstellbare Verunsicherung ergibt. Leider wird dies alles auf theoretischer Ebene aufgearbeitet und kommt für den Leser äußerst gefühlsarm und wenig greifbar daher. Leider mangelt es dem Roman für meinen Geschmack auch etwas an Handlung. Zwar prasseln jede Menge Gedanken, Gefühle und Zweifel auf die Protagonistin ein, dass diese jedoch alle von diesem einen Vorkommnis ausgelöst werden, erscheint mehr als fraglich. Auch die unglaubliche Fülle an Gedanken, die für mich nicht immer im Zusammenhang stehen, ließen bei mir oft den Wunsch nach dem Aufhören oder Weglegen aufkommen, vor allem weil nichts wirklich passiert, was einen fesselt.

Ohne Zweifel werden einige durchaus interessante fragen aufgeworfen, Episoden aus dem Leben erzählt oder einfach nur Gedanken geäußert, über die man als Leser durchaus auch nachdenkt, mir fehlt es jedoch an echten Gefühlen, Handlung und "Sinn" hinter diesem Roman. Von mir gibt es daher solide drei Sterne, da ich mir mehr erhofft hatte und mich die Geschichte nie richtig fesseln konnte.