Das gesamt Leben der Alma Whittaker

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lesegeka Avatar

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Elizabeth Gilbert, die durch den Roman „Eat Pray Love“ bekannt wurde, veröffentlich nun im Berlin Verlag den Historischer Roman „Das Wesen der Dinge und Liebe“

In “Das Wesen der Dinge und der Liebe” geht es um Alma Whittaker, die 1800 geboren wird, doch um die Geschichte von Alma zu verstehen, muss man die Geschichte ihrer Eltern erfahren, vor allem die Geschichte ihres Vaters Henry Whittaker, die Almas Leben prägt. Henry, der als Sohn von armen und mittellosen Eltern zur Welt kommt, nur knapp der Hinrichtung. Der aus dem Botanischen Gärten von Kew Pflanzen stielt und weiterverkauft, doch statt am Galgen zu baumeln, wird Henry von Sir Joseph Banks an der Seite von Kapitän Cook zur See geschickt. Die Forschungsreise führt ihn bis nach Peru und auf die Spur des Chinarindenbaums, durch die er reich werden will. Doch nach seiner Rückkehrt wird seine Idee von Sir Joseph Banks nicht ernst genommen. Es ist vor allem dieses Erlebnis, das Henry zum reichsten Mann Philadelphia machen sollte. Mit seinen gesparten Silbermünzen und seinem Wunsch reicher als Sir Jospeh Banks zu werden, macht er sich auf nach Holland, wo er seine Idee verwirklicht und Reich wird und so mit seiner Ehefrau Beatrix, die er nicht aus Liebe heiratet. In Philadelphia errichten sie in kürzester Zeit White Acre, ein herrschaftliches und wunderschönes Anwesen.

Alma wird am 5. Januar 1800 geboren und es wird schnell klart das sie nach ihrem Vater kommt. Geerbt hat sie jedoch nicht nur sein Interesse an Pflanzen, sondern auch ihr aussehen. Wegen ihrem nicht grade schönem Aussehen, hat ihr Vater sie auf den Kosenamen “Plum” (Pflaume) getauft hat. Dafür hat sie einen blendenden Verstand.

Ihre Eltern adoptieren die beinahe gleich alte Prudence, die ein Inbegriff von Schönheit und Sinnlichkeit ist. Dieser Kontrast, die durch ihre neue Halbschwester, schmerzlich bemerkbar ist, sollte das ganze zukünftige Leben von Alma bestimmen. Geschätzt wird Alma für ihren Intellekt, doch auch sie hat körperliche Bedürfnisse, sinnliche Wünsche und erotische Träume. Doch es gibt niemand, der diese sehen kann – während Prudence und Almas beste Freundin Retta heiraten, bleibt Alma als alte Jungfer auf dem Anwesen des Vaters zurück. Sie tut das, was sie immer getan hat: sie kümmert sich um die geschäftlichen Belange ihres Vaters und erforscht die Pflanzenwelt, ein besonderes Erkenntnisinteresse hat sie mittlerweile an der Erforschung von Moosen entwickelt. Körperlichen Gelüsten kann sie nur an sich selbst ausleben, heimlich, in der Bindekammer.

Ambrose Pike, ein sanftmütiger Orchideenzeichner, tritt in das Leben von Alma und gibt ihr zum ersten Mal in ihrem Leben die Hoffnung, die Liebe doch noch einmal erleben zu können. Sie heiratet ihn, doch dann muss Alma feststellen, das Ambrose keine körperliche sondern nur eine geistige Liebe für Alma empfindet. Da sie seine Zurückweisung nicht erträgt schickt sie ihn nach Tahiti.

“Das Wesen der Dinge und der Liebe” ist ein 700 Seiten starker historischer Roman. Es handelt sich um einen historischen Roman, der sich jedoch ganz gar nicht altbacken liest, sondern im Gegenteil: wie eine moderne Geschichte. Die Lebensgeschichte von Alma, die beinahe ein ganzes Jahrhundert umspannt, wird sehr detailliert erzählt, doch plötzlich fehlen in der Mitte des Lebens ganze sechsundzwanzig Jahre, die in einem einzigen Satz abgehandelt werden. Doch Elizabeth Gilbert hat mit “Das Wesen der Dinge und der Liebe” auch einen seltsam mutigen Roman vorgelegt. “Das Wesen der Dinge und der Liebe” erzählt die berührende Geschichte einer Frau der Wissenschaft, die in einem Jahrhundert aufwächst, in dem noch nicht offen geliebt wird. Alma hat einen blendenden Verstand, auf den sie zurückgreifen kann, doch wie fühlt und liebt man in dieser Welt? Wie entsteht Nähe, Freundschaft und der Wunsch einem anderen ein Opfer zu erbringen? Zusammengehalten und getragen wird der Roman von Alma Whittaker, Wissenschaftlerin und Pflanzensammlerin. Elizabeth Gilbert ist mit Alma eine unglaubliche Figur gelungen, in die sie alles hineinlegt, was den Roman ausmacht. Sie macht Alma zu einer Frau des Verstandes, der jedoch jegliche Gefühle und vor allen Dingen auch die Liebe fehlen. Doch der Roman beinhaltet auch Hoffnung: es ist die Hoffnung darauf, das eigene Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen zu können. Bei Alma verkommt diese Message des Buches, niemand ist dazu verdammt, klaglos zu erdulden und jeder hat die Möglichkeit dazu, mutig zu sein und zu handeln, nicht nur zu einer leeren Floskel, denn es gelingt ihr in der Tat, den Mut zu finden, ihr Leben und ihre Mitmenschen noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten.

Ich fand das Buch den schreib Stil sehr schön, auch das ich einige Worte nachschlagen musst. Aber das Teilweise ein bisschen zu detailliert über Mose erklärt, hat es zwischen durch echt anstrengend gemacht zu lesen. Aber da man gerne wissen möchte wie es mit Alma weiter geht, hat man es trotzdem immer weiter lesen wollen. Mir gefällt das es ihr gesamtes Leben enthält und nicht wie bei den meisten Romanen mitten im Leben anfängt und aufhört