So wild war das alles nicht

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tausendschön Avatar

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Das wilde Leben der Cheri Matzner war in dem Buch gar nicht so wild dargestellt, wie man vom Titel vermuten konnte oder sich erhofft hat. Als adoptiertes Kind von einer reichen Familie großgezogen, erschwert sie das Leben ihrer Stiefeltern wo auch immer sie nur kann. Gepierct, punkig zieht sie als Teenager um die Häuser, nimmt aber irgendwann die Wende und wird tatsächlich Professorin für altorientalische Sprachen. Verzweifelt versucht auch sie in ihren dreißigern selbst Mutter zu werden und leidet darunter, dass es nicht klappt. Als ihr Mann schwer erkrankt und sterben wird, besinnt sie sich auf ihre Vergangenheit und erfährt von ihrer Mutter warum sie adoptiert wurde. In Rückblenden lässt die Autorin ihre einzelnen Personen ihre Geschichte erzählen, deren Charaktere aber nicht auf mich übergesprungen sind. Störrisch und trotzig erlebt man Cheri schon im Umgang mit ihren Eltern und auch ihrem Mann, einem mehr oder minder erfolglosen Künstler, dessen Ausführungen über seine Kunst mich schon mal schneller lesen liesen. Der Mutter, italienischen Ursprungs, traut man aufgrund ihrer Sprachbarrieren und ihres wirklich sorglosen Lebens nicht wirklich viel zu, das täuscht aber. "Tochter" und Mutter finden aber am Ende wenigstens einen gemeinsamen Nenner, auf dem sie aufbauen können.
Teils etwas langatmig, teils wieder flüssig und fast spannend ist dieser Roman geschrieben. Wer etwas für Familiengeschichten übrig hat, ist hier sicher nicht verkehrt.