Die Hyäne erwacht: total übertrieben-gehyptes Buch, über seelische wie körperliche Grausamkeiten

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kassandrasrufe Avatar

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Die eingangs aufgezeigte, begeisterte Leserstimme von Romy Hausmann über „La Vraie Vie“, welche sich selbst bereits mit der ERSTEN Seite des Romans in volle Flammen gesetzt gesehen habe,
-- als nur EIN Beispiel für die zahlreichen, sich gegenseitig in regelrechten Lobhudeleien über diesen creepy-kranken Splatter-Gore-Roman, oder Pseudo-Thriller, übertrumphen wollenden LeserInnen--,
kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, geschweige denn teilen (Zitat “Nach kaum einer Seite wusste ich, dass ich diesen Roman lieben würde“) – nach der ersten Seite für mich eher ein Grund, den Stoff überhaupt erst gar nicht lesen zu wollen, die Gier nach der Jagd und Metzelung von geschützen, einzigartigen Lebewesen, das Anhäufen dieser blutrünstigen Abschlachtungen. Die perverse Faszination für Trophäenjagd – ist doch KRANK, absolut widerlich... (und dann auch, was alles DANACH noch auf zahlreichen weiteren Seiten einprasseln wird...).
Gibt es sie eigtl. noch? die Bücher, GUTE Bücher, über liebende, wirkliche Väter? Sterben wahre, vorbildliche Männer aus, die Gründer einer neuen, besseren Generation? Wo seid ihr?

Irgendwo in Frankreich, in einer wie Grabsteine aufgestellten Wohnsiedlung:
4 Zimmer – für SIE eins, für ihren 4 Jahre jüngeren Bruder Gilles, ein weiteres für die Eltern und das letzte für die enorm gefächerte Kadaver-Trophäen-Sammlung ihres Vaters, erlegte, ausgestopfte oder amputierte Körperteile, Torsos von allen möglichen Tierarten, zum dran aufgeilen, neben Whisky und TV sein liebstes Hobby. (Und sicher gibt es wieder Spinner, die das mit dem 'leichten' Erlegen eines Elefanten nachahmen müssen und sich das Buch damit zum Vorbild nehmen.)
Dann vergleicht die Prota ihre eigene Mutter als AMÖBE und als ‚ein Nichts‘, weil diese nur mehr aus Angst vor dem eigenen grobschlächtigen, bedrohlichen Ehegatten besteht, und,
da deren ursprüngl. Grund, ausgerechnet dieses 'Untier' (meine eigene Bezeichnung) zu ehelichen, der Ich-Erzählerin keineswegs nachvollziehbar ist. Aber so wirklich deftige Worte, wie solche für die Mutter, für ihren 'Teufel'-Vater, merkwürdig, die findet die Hauptdarstellerin gar nicht.
Das einzige, für das sich ihre Mutter einsetzt, wäre das Wohl ihrer drei Ziegen.

Das Schönste, Lichteste an dem Buch ist bisher die liebevolle Beziehung der Geschwister zu einander, ihr Verstehen als die größere Schwester ihren Schatz an Bruder Gilles vor allem zu beschützen und gemeinsam mit ihm in wunderbare Phantasiewelten zu entfliehen, um so sich auch denjenigen entziehen zu können, die einen den Himmel verdüstern, das Lachen stehlen oder sich mit ihrem ganzen Gewicht auf die Schultern setzen, um einen am Fliegen zu hindern (S.19).
Denn nur in der Umarmung von Bruder und Schwester lassen sich das beklemmend-dunkle Leben und die garstigen Grausamkeiten bestreiten, aufrechter Halt finden, doch auch das ist mit einem Mal, bzw. Explosion, wohl zunichte eingestampft, und der kleine Gilles verharrt im Schock, verliert sein Sonnenlächeln, fängt selbst an, zur Hyäne zu transformieren – wird SIE, die namenlose Heldin, zur Heldin?, zur Retterin ihres Bruders, um diese ‚tierische Angleichung‘ an den brutalen Geist des Vater doch noch verhindern zu können im Laufe des Buches??
Die Art & Weise wie der liebenswerte ältere Eisverkäufer ums Leben kam (weggefetzt-gesmashte Gesicht, Kopfreste in allen blutigen Einzelheiten), ließ mich zu dem Entschluß kommen, definitiv dieses Buch nicht weiterzuverfolgen.
Der Bruder ist geschockt, wird zur Hyäne, die die Schwester heimsuchen wird, da sie wg. ihrem Sahnewunsch den grausamen Tod des Eismanns verursachte, und damit zu einem Nachfolger des Erzeugers... ein weiterer möglicher Entwicklungsstrang...

Eine TRIGGERwarnung -- brüllender ‚Vater‘, der die eigene Ehefrau noch dazu vor den Augen der Kinder zu Boden prügelt -- HallooO!?! die feeehlte!! seltsam, für dieses sich all-monatlich (bei anderen alltäglich) abspulende, ritualisierte 'Spektakel' fehlen dann ausführliche blutig, hämatomiggeschwürige, kopfeindreschende, knochenbrechende Details - aber warum denn h i e r (im Gegensatz zur Eisverkäufer-Szene) so schüchtern, S O spielt doch DAS WAHRE LEBEN häuslicher Gewalt!

(Wer genau ist Monica mit dem Efeuhaus - die Nachbarin halt?)

Wie heißt die Prota? wird es die Leserschaft je erfahren? wahrscheinlich Alice, erwachsen aus dem Sch(w)underland?!

Was der Wunsch nach dem Sahnehäubchen im Leben auslösen kann...
COVER – nein, kein Eyecatcher. Und der dortige, springende Hase kommt (bisher) überhaupt nicht vor, auch nicht gelistet in der Aufzählung an exotischer Menagerie des Großwildjäger-'Familien-Ge-vaters'. Oder soll das Wald-u. Feldtier die Heldin darstellen, auf der Flucht, die dann auch gejagt werden wird?