Ein Lavastrom an Gedanken und Gefühlen...

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amadea Avatar

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VORWORT:

Nein, ein Roman – wie angekündigt - ist "Das Wörterbuch der Liebenden" für mich nicht, sondern eher eine Art Tagebuch - gefüllt mit feinen literarischen Häppchen. Tagebuch mag für die Einen vielleicht nach brav klingen, für Andere sogar nach langweilig. Beides trifft nicht zu.

 

ZUM BUCH:

Ja, ein Wörterbuch ist es, dementsprechend auch die Länge oder vielfach die Kürze der Texte, aber ein Wörterbuch der anderen Art. Aufgefädelt anhand des amerikanischen und deutschen Alphabets, beginnend bei A wie aberrant/abwegig bis hin zum Z wie zenith/Zenit, versammeln sich hier zeitlich ungeordnete Schnappschüsse einer Liebe. Einfühlsam und bildhaft in losen Rückblenden verfolgt man die Entwicklung einer Beziehung, die in New York spielt, im Internet ihren Anfang nimmt und irgendwann nach einem nächtlichen Ausrutscher in Schieflage gerät. In klangvollen Gedankensplittern reihen sich die Erinnerungen an Glücks- und Schattenseiten einer Liebe aneinander. Nach und nach füllt sich das Puzzle zu einem plausiblen Ganzen.

Die Stärke des ICH-Erzählers, dessen Name man ebenso wenig erfährt wie jenen des DUs, liegt in seiner Fähigkeit, im Dialog und in teils knappen Beschreibungen Charaktere und beeindruckende Gefühlswelten zu formen. "Ich habe jede Menge Zeit in den Aufbau dieser Beziehung gesteckt. Dann, eines Nachts, ließ ich das Fenster offen und sie begann Rost anzusetzen."

 

Tja, eine Beziehung ist, wie wir alle wissen, immer eine Schatztruhe an Gefühlen. Solche, die gut tun und solche, die schmerzen. Oder wie heißt es unter ineffable/ unbeschreiblich, unsagbar? "Am Ende werden diese Wörter nur ein schwacher Abglanz sein, bar aller Empfindungen, die sich nicht in Worte fassen lassen. Über Liebe zu schreiben ist letztlich so, als versuche man, das Leben selbst in ein Lexikon zu packen. Egal, wie viele Wörter es enthält, es werden nie genug sein".

 

ZUM PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS:

€ 18,00 für exakt 211 Seiten, manche davon kaum beschrieben, sind vermutlich einigen zu viel. Doch Halt. Wenn Sie Zitate mögen, werden Sie von Levithan reichlich mit Wortspenden belohnt, denn genau diese Miniaturen sind es, die den Lesestoff auszeichnen.

 

FAZIT:

Seit langem habe ich kein Buch mehr zugeschlagen, von dem ich mir gewünscht hätte. es würde nicht so schnell enden. Schade, dass man letztendlich nicht weiß, wie die Geschichte ausgeht. In meinen Augen ein "literarisches Bonbon" – und das auf so kleinem Raum!

 

WERTUNG:

-         5 Sterne für die Idee und den Inhalt

-         vier für den Preis