Maria und der Barbier von Sevilla

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
naraya Avatar

Von

 Don Antonio ist Geistlicher in Treviso. Nein, nicht in DEM Treviso in Venetien, das jeder kennt, sondern einem winzigen Ort mit ungefähr 1400 Einwohnern. Abgesehen von den nötigsten Geschäften und Bars hat Treviso rein gar nichts zu bieten und so gibt es in dem kleinen Dörfchen immer weniger junge Leute und dafür immer mehr ältere Menschen. Der Küster verstorben, die Haushälterin im Ruhestand; so kommt es, dass Don Antonio ganz allein mit seiner kleinen Gemeinde zurückbleibt und sich nebenbei auch noch mit dem Bürgermeister herumschlagen muss. Dieser möchte nämlich den Blumenschmuck für die Hochzeit seines Sohnes mit Don Antonios Nichte nicht bezahlen, weil er – wie der Geistliche so treffend formuliert – ein „geiziger Hurensohn“ ist. Und weil auch Don Antonio so gar keine Lust verspürt, die Blumen im teuren Geschäft im Nachbardorf zu bestellen, das übrigens durch einen Besuch Mussolinis zu zweifelhaftem Ruhm gelangte, beschließt er einfach: Treviso braucht ein Wunder.

Auch die anderen Bewohner im Dörfchen scheinen ein Wunder durchaus nötig zu haben. Außer Arbeit, Essen und Schlaf gibt es für die Menschen nichts zu tun. Immer mehr Geschäfte müssen schließen, weil es keinen jungen Nachfolger für die alten Ladenbesitzer gibt. So zum Beispiel auch Ernestos Blumenladen. Und auch der Friseur Luigi fühlt sich in seinem Laden zunehmend einsam, seit seine Frau gestorben ist. Abend für Abend weint er sich vor Sehnsucht nach ihr tränenlos in den Schlaf und man hofft als Leser unweigerlich, dass Don Antonios gewagter und zugleich gottloser Plan auch für den Barbier eine Wende bringen wird.

Sprachlich schwungvoll und mit viel Humor gelingt es der Autorin, in ihrem ersten Roman sofort ein Bild von Treviso und seinen Bewohnern entstehen zu lassen. Und dies auf eine Art, dass man direkt Sympathie empfindet, für den fluchenden Geistlichen und den einsamen Barbier, deren Geschichte sich – so lässt der Prolog vermuten, in Kürze verknüpfen wird. Denn der Geistliche ist meiner Meinung nach niemand anderes, als der kleine, nicht zu zügelnde Junge, dem es in der Kirche viel besser gefällt als in der Oper. Und seine Schwester wird wohl nach all den Jahren, endlich einen anderen Barbier kennenlernen, als den von Sevilla. Ich freue mich schon sehr darauf, mehr von Antonio, Luigi und Maria zu lesen.