Idee super, Umsetzung eher naja

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seitendreherin Avatar

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„Wenn mein Post weniger Likes bekommt als der einer Freundin, fühle ich mich weniger wert.“ Dieser Gedanke ist ein Beispiel für die Nullsummenverzerrung. Wir glauben oft, dass der Erfolg anderer uns etwas wegnimmt – als ob es nur begrenzt Platz für Aufmerksamkeit gibt. Dabei ist das ein Trugschluss! Der Erfolg anderer bedeutet nicht, dass weniger für uns bleibt.

Diese kognitive Verzerrung und viele weitere behandelt Amanda Montell in ihrem Buch „Das Zeitalter des magischen Zerdenkens“ (Ü: Florian Kranz, Andrea Schmittmann). Sie beleuchtet die mentalen Fallstricke, die unser Gehirn uns stellt, und die Denkfallen, in die wir immer wieder tappen – ohne es wirklich zu merken.

Als kleine Overthinkerin hat mich das Thema direkt angesprochen, aber leider hat mich die Umsetzung nicht ganz überzeugt. Es gibt viele spannende Kapitel, die mir gut gefallen haben (z. B. Survivorship-Bias oder Bestätigungs-Verzerrung). Montell erklärt die einzelnen Begriffe mit einer Mischung aus persönlichen Anekdoten und wissenschaftlichen Fakten. Für mein Empfinden haben diese Anekdoten, die zwar unterhaltsam waren, jedoch deutlich mehr Raum eingenommen als die wissenschaftlichen Erklärungen, die mir viel besser gefallen haben. Das hat dem Buch manchmal die nötige Tiefe genommen.

In einigen Kapiteln hätte ich mir eine kurze Einführung zum Thema gewünscht – vor allem im Kapitel über Taylor Swift, in dem viel Hintergrundwissen vorausgesetzt wird, das nicht jede*r Lesende mitbringt. Der Schreibstil ist ansonsten angenehm und gut verständlich, aber an manchen Stellen fand ich die Übersetzung etwas sperrig und musste die Passagen mehrmals lesen. Zudem fehlt eine differenzierte Perspektive, da viele der zitierten Studien aus den USA stammen – aber nun gut, das ist vielleicht auch eine Verzerrung: Amanda Montell ist selbst Amerikanerin und Studien aus dem eigenen Land nimmt man wohl eher wahr. 😅

Trotz dieser Kritikpunkte regt das Buch definitiv zum Nachdenken an. Aber im Vergleich zu anderen Sachbüchern wird es mir wohl weniger nachhaltig in Erinnerung bleiben.