Das zerstörte Leben des Wes Trench

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milena Avatar

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"Wes warf den Motor an, der mit einem lauten Schnurren erwachte. Er schaltete höher und glitt in den Bayou hinaus. Es wurde immer dunkler, doch noch war genug Tageslicht, um die Gesichter in der Menge zu sehen, die ihm nachschauten. Er entdeckte seinen Vater, aber er war schon zu weit weg, um sein Gesicht deuten zu können (S. 383). Der Roman von Tom Cooper, der bereits in vielen literarischen Magazinen publizierte, ist ein Emanzipationsroman. Der junge Wes Trench tritt ins Erwachsenenleben über. Als Bewohner der kleinen Bayou-Stadt Jeanette, die in den Sümpfen südlich von New Orléans gelegen ist, trifft ihn und seine Familie der Hurrikan Katrina mit voller Wucht und verursacht den Tod seiner Mutter. Zu diesem Schicksalsschlag kommt noch das Unglück der Bohrplattform Deepwater Horizon, für das BP die fadenscheinige Figur des Brady Grimes anheuert, um die Schadensersatzansprüche der Anwohner so weit als möglich nach unten zu drücken. Wes lebt in einer konfliktträchtigen Beziehung zu seinem Vater, die von gegenseitigen Vorwürfen geprägt ist. Daher schließt er sich dem Fischer Lindquist an, dem die Armprothese gestohlen wurde und der unter diesen Umständen auch nur eingeschränkt agieren und sich verteidigen kann. Aber auch er hat wie viele der Figuren, die dieser Roman dem Leser vorstellt, einen Traum. Er ist von der Existenz eines Schatzes überzeugt, dem er nachjagt. Der Roman lebt allerdings nicht von erzählbarer Handlung, sondern von der Wiedergabe der fein gezeichneten Charaktere, die uns der Autor vorstellt. Das kriminelle Zwillingspaar der Brüder Toup, die ihr Geld mit illegal angebauten Marihuana machen, und weitere schräge Figuren verantworten den Reiz dieses Romans. Am Anfang braucht man etwas Zeit, um sich einzulesen und fühlt sich an Forest und Rhett erinnert, aber schnell gewinnt der Roman eine eigene Sphäre, die den Leser umfängt.