Das zerstörte Leben des Wes Trench

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lunamonique Avatar

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Erste Bekanntheit erlangte Tom Cooper mit seinen Erzählungen z.B. im New Yorker. Vier Mal wurde er für den US-amerikanischen Literaturpreis „Pushcart Prize“ nominiert. In „Das zerstörte Leben des Wes Trench“ verändert ein Hurrikan das Leben eines Jungen nachhaltig.

Fast fünf Jahre ist es her, dass Wes‘ Mutter beim Hurrikan Katrina ertrunken ist. In zwei Wochen jährt sich ihr Todestag. Wes‘ Vater verdient sich sein Geld als Shrimpfänger. Seit die Ölgesellschaften Land aufgekauft und ihre Ölbohrtürme errichtet haben, ist nichts mehr wie vorher. Eine Ölpest hat sich im Meer ausgebreitet und bedroht Mensch- und Tierwelt. Die Fischer müssen machtlos zusehen, wie ihnen die Lebensgrundlage entzogen wird. Der Druck lastet schwer auf Wes‘ Vater. Es kommt zum Streit. Der siebzehnjährige Wes gibt seinem Vater immer noch die Schuld am Tod seiner Mutter.

Die Geschichte wird in Handlungswechseln erzählt und beginnt mit den Zwillings-Brüdern Toup. Reginald und Victor haben auf einer abgelegenen Insel heimlich Marihuana angebaut. Der alte Schatzsucher Lindquist kommt ihnen immer wieder in die Quere. Er ahnt nicht, in welch große Gefahr er sich begibt. Bei Victor sitzt die Waffe locker. Er ist unberechenbar und tickt schnell aus. „Der glücklichste Tag in seinem Leben, und das Arschloch weiß noch nicht mal was davon.“ Reginald kann seinen Bruder von einem Fehler abhalten. Die Brüder Toup, Lindquist, Brady Grimes, der im Auftrag der Ölgesellschaft Fischer und Trawler-Kapitäne mit geringen Abfindungen abspeisen soll, und Wes und sein Vater Bob Trench stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Nur langsam fügen sich die einzelnen Fäden zusammen. Mit dem Diebstahl der Armprothese von Lindquist kommt etwas Humor in die Geschichte. Ohne Arm fällt Lindquist das Shrimpfangen schwer und auch die Schatzsuche wird zum Problem. Das Schicksal von Wes‘ Mutter berührt. Ihr Tod hätte nicht sein müssen. Das Thema „Umweltzerstörung durch die Ölpest“ ist und bleibt aktuell. Die Auswirkungen auf Mensch und Tier werden deutlich. Den Traum vom großen Geld hegt nicht nur die Ölgesellschaft. Auch die Fischer fahren jeden Tag mit neuer Hoffnung raus. Nach einem schlechten Fang muss irgendwann ein sehr ertragreicher kommen. Traum und Realität gehen in den meisten Fällen weit auseinander. Lindquist bleibt bei seiner Schatzsuche hartnäckig. Die Trennung von seiner Frau schmerzt ihn noch immer. Trotz interessanter Facetten fehlt es dem Roman an einem Kern. Die Frage, worum die Geschichte eigentlich handelt, stellt sich bis zum Schluss. Auch Wes als Hauptcharakter geht oft unter. Die zwielichtigen Toup-Zwillinge stehlen ihm die Show. Sprache und Erzählstil überzeugen. Eine eigene Atmosphäre ist greifbar. Die Figuren sind teils originell. Ihre Eigenarten schüren zu wenig Intensität. Victor entspricht einem Klischee. Interessant ist das Gegensätzliche seines Bruders. Wes muss seinen eigenen Weg noch finden. Bei Lindquist steigert sich die Verwirrung. Bob Trench kämpft mit seinen eigenen Dämonen. Der Showdown zum Schluss ist vorhersehbar, punktet aber mit spannenden und überraschenden Momenten.

Das Cover passt zu einem literarischen Roman, aber wenig zu einem Krimi. Der Titel weckt hohe Erwartungen, die der Inhalt nicht halten kann. Die schwarz-Weiß-Zeichnung ist sehr originell. Auch das ungewöhnliche Neongrün für die Schrift passt. Auf die Gestaltung wurde viel Wert gelegt. Das Cover erzielt Aufmerksamkeit. Wer eine durchweg packende Geschichte vermutet, wird enttäuscht. Der Focus hätte anders gelegt werden müssen. Es fehlt dem Roman lange Zeit an Tempo. Sehr schade. Das Potential war vorhanden.