Das zerstörte Leben des Wes Trench: Familientragödie

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signalhill Avatar

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„Das zerstörte Leben des Wes Trench“ von Tom Cooper hat mich sofort angezogen, weil ich selbst kurz nach Hurrikan Katrina ein Jahr in den Südstaaten gelebt und gearbeitet habe und die Sorgen, Trauer und Evakuationen der Menschen dort mitbekommen habe. Außerdem lese ich immer wieder gern Romane, die in Gegenden spielen, die ich selbst sehr gut kenne. „Das zerstörte Leben des Wes Trench“ ist ein solches Buch.

Zum Inhalt: Wes Trench, der in Louisiana aufwächst, hat seine Mutter an den Sturm verloren, weil der Vater sich nicht mit der Familie auf die Evakuationsroute begeben hat. Nun müssen Vater und Sohn mit der Trauer fertig werden, aber diese wirkt immer wieder auf ihre Beziehung ein. Auch andere, die schwer vom Wirbelsturm getroffen wurden, müssen weiterleben.

Der Autor zeichnet hier ein sehr authentisches Bild von den Südstaaten und ihren Bewohnern, wenn er sich auch sehr eigenwillige und oft etwas merkwürdige Charaktere ausgesucht hat. Das Lokalkolorit ist es, was für mich dieses Buch, das sich sehr gut und schnell lesen lässt, ausmacht. Dabei hat mir die Geschichte stellenweise aufgrund der Charaktere nicht so zugesagt. Aber andererseits macht auch gerade diese Eigenwilligkeit der Charaktere mit ihren Schwächen und Stärken und Merkwürdigkeiten dieses Buch aus. So ist man hier als Leser ein wenig hin- und hergerissen, aber letztendlich macht die Authentizität alle Kuriositäten der Menschen auch liebenswert.

Mein Fazit: Ich kann mir vorstellen, dass nicht jeder Leser seine Freude an diesem Buch, dass ein 'all-American' Buch, sehr ein typisches amerikanisches Buch ist. Aber Tom Cooper hat sich der unteren Gesellschaftsklasse mit all ihren Widrigkeiten angenommen, der Menschen, die vom Sturm und dem Unglück der Bohrplattform Deepwater Horizon am schlimmsten getroffen wurden. Ich habe ein wenig gebraucht, bis ich nach den ersten Kapiteln mit der Vorstellung der einzelnen Charaktere so richtig in das Buch einsteigen konnte. Hier muss man sicher etwas Durchhaltevermögen mitbringen, aber dann kann man tief in das Leben in den Sümpfen von Louisiana eintauchen und dann am besten selbst hinfahren!