Ein Stück modernes Amerika

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amena25 Avatar

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Der Titel dieses Buches klingt erst mal nicht so verlockend. Umso überraschter war ich dann von der farbigen, bildhaften Sprache, mit der die Landschaft der Barataria Bay und die Personen beschrieben werden. Derbe Dialoge und raue Umgangsformen bilden das harte Leben der Shrimps- und Austernfischer ab, und trotzdem bringen einen gerade diese Stellen zum Schmunzeln.
Zunächst trifft man auf die Zwillingsbrüder Toup, die mit ihrem Boot offenbar Drogen schmuggeln. Ihnen kommt der Shrimpsfischer Lindquist in die Quere, der mit einem Metalldetektor auf Schatzsuche unterwegs ist, ausgerechnet dort, wo die Toup-Brüder ihre Drogengeschäfte abwickeln. Auch Wes Trench lebt mit seinem Vater in der Sumpfgegend. Ihr Verhältnis ist konfliktbeladen, nicht zuletzt deshalb, weil Wes seinem Vater die Schuld am Tod der Mutter gibt, da er trotz der Warnungen vor dem Hurrikan Katrina den Ort nicht verlassen wollte. Allerdings können beide nicht darüber reden, sondern flüchten sich in verbissenes Schweigen. Wes leidet sehr unter dem Verlust der Mutter, verliert allmählich auch die Erinnerung an sie. Nur einzelne Erlebnisse und Situationen sind ihm haften geblieben. Weitere Figuren kommen nach und nach hinzu, deren Leben sich mit dem der anderen zufällig kreuzt. So der nicht unsympathische Cosgrove, der eigentlich nur zur Beerdigung seines Vaters nach New Orleans kommt, dann aber wegen einer Schlägerei zu 200 Stunden Sozialdienst verdonnert wird und dann einfach dableibt, teils aus Gleichgültigkeit, teils aus Bequemlichkeit. Oder Brady Grimes, der im Auftrag von BP bei den von der Ölpest betroffenen Fischern Unterschriften sammeln und sie zu einer Abfindung von 10 000 Dollar überreden soll, damit BP vor größeren Schadensersatzforderungen verschont bleibt. Er stammt aus den Sümpfen, hasst die Landschaft und die Menschen dort und muss nun selbst seine eigene Mutter über den Tisch ziehen. Fast alle diese Figuren sind kaputte Gestalten, die Toup-Brüder, die schon von Grund auf böse und gemein sind, andere wie Lindquist oder Wes’ Vater, die das Schicksal gebeutelt hat und die damit nur schlecht zurecht kommen.
Zum Glück endet das Buch nicht so pessimistisch wie sein Titel klingt. Wes Trench erkennt, dass er in die Barataria gehört und er schafft es, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen.
Tom Cooper hat einen packenden, anschaulichen und dennoch sehr klaren Stil. Er vermag, in wenigen knappen Sätzen z.B. ein vernachlässigtes Haus so zu beschreiben, dass man es direkt vor Augen hat. Absolut lesenswert!