Eine Region nach dem Hurrikan Katrina

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gisel Avatar

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Wes Trenchs Leben scheint bereits im Jugendalter beendet zu sein. Bei dem Hurrikan Katrina verlor er seine Mutter. Sein Vater hatte das Haus nicht verlassen wollen, weil die bisherigen Unwettervorhersagen nicht eingetroffen waren und er nun auch dieser misstraute. Nach dem Tod der Mutter änderte sich Wes‘ unbeschwertes Leben in ein angestrengtes Miteinander mit dem Vater. Als Wes es nicht mehr aushält, mit dem Vater (und all den unausgesprochenen Schuldzuweisungen zwischen den beiden) auf Shrimpsfang zu fahren, heuert er bei einem anderen Shrimpsfischer an, Lindquist. Dieser ist einarmig und besessen von der Idee, einen Schatz zu finden, deshalb geht er mit einem Metalldetektor all die Inseln um seine Heimat ab. Damit jedoch gerät er ins Gehege der Brüder Toup, die auf einer der Inseln eine Marihuana-Plantage aufgebaut haben. Diese Pflänzchen wiederum werden von zwei anderen tragischen Gestalten entdeckt, die die Plantage abernten wollen und dabei nichts von der Gefährlichkeit der Brüder ahnen.
Anfangs tat ich mich etwas schwer, in die Geschichte hineinzukommen, denn das Buch wird aus der Sichtweise der jeweiligen Protagonisten erzählt, und es ist nicht einfach, die jeweiligen Personen richtig einzuordnen. Erst nach und nach erfährt der Leser die Hintergründe und ahnt die Gefahr, die auch im Verborgenen lauert.
Es ist eine düstere, scheinbar trostlose Welt, in der Wes Trench und all die anderen Bewohner im Bayou ihr Leben fristen, eine Zukunft ist nicht in Sicht. Das macht die Geschichte äußerst schwermütig, jeder der Protagonisten kann sich mehr recht als schlecht über Wasser halten. Dafür aber lauert die Gefahr an allen Ecken und Enden, von den Ölgesellschaften, die sich nicht um ihre Umweltsünden kümmern, bis hin zu den wenigen Glücksrittern wie den Brüdern Toup, die ihre Plantage (auch) mit Schusswaffen beschützen. Das Schwere in der Geschichte bleibt bis zum Schluss, einen Ausblick auf eine bessere Zukunft gibt es nicht. Im Mittelpunkt steht der Überlebenskampf der Bewohner von Jeanette. Die Schwere dieses Ringen um die eigene Existenz ist manchmal schwer zu ertragen und hinterlässt den Leser oft sehr nachdenklich, denn die Tragik dieses Buches dürfte in vielem der Realität entsprechen. Ein Buch, das man nicht nebenher lesen kann, trotz aller Düsternis äußerst empfehlenswert.