Toller Roman

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steffi kohl Avatar

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Tom Cooper ist es sofort gelungen mich in die Lektüre einzufangen. Die Romanhelden waren mir sofort sympathisch. Deshalb war ich nach der Leseprobe sehr gespannt auf das vollständige Buch.
Vorab: das Lesen hat sich gelohnt.
Der alte Kupferstich des Covers suggeriert eine Geschichte der Südstaaten zur Sklavenhalterzeit, aber die neongrüne Schrift holt uns in die Gegenwart zurück.
Der Titel lässt die Geschichte von Wes Trench erwarten, aber der der Roman geht weit über ihn hinaus und nimmt fünf mehr oder weniger gescheiterte Existenzen in den Blick, die allesamt einen Teil zur Geschichte beitragen
Natürlich geht es um Wes, sein zerstörtes Leben und seinen neu Mut sein Leben endlich in die eigenen Hände zu nehmen. Aber der Roman erzählt noch so viel mehr; von wahren Ereignisse und überaus harten Zeiten für die Einwohner der Stadt Jeanette, wie
• dem Hurrican Kartrina, der vor einigen Jahren enorme Schäden in den USA verursacht hat und durch den Viele ihr Hab und Gut oder sogar Angehörige und Freunde verloren haben ,
• der Ölpest, die für die ansässigen Familien , die vom Shrimpsfang leben , sinkende Fangquoten und damit starke bedeuten.
Die Bewohner, ihr Zorn auf und das immer härter werdende Leben bilden das Gerüst des Romans. Die meisten sind „gescheiterte Existenzen“, doch sie versuchen mit ihren Problemen umzugehen: auf ganz unterschiedliche Weise. Dabei hat jeder von ihnen einen eigenwilligen, ja störrischen, kauzigen Charakter.
Aus fünf unterschiedlichen, sich abwechselnden Perspektiven wird das Leben dieser Menschen geschildert. Da ist erst einmal Wes Trench, der durch Katrina seine Mutter verloren hat und seinen Vater dafür verantwortlich macht. Dennoch geht er zunächst mit seinem Vater auf Shrimpsfang. Beide ohne Hoffnung und völlig zerstritten. Später heuert er beim Shrimper Lindqvist an.Ja, das ist der zweite Protagonist- der einarmige Lindquist, der von seiner Frau verlassen wurde, seine Misere nur mit Alkohol und Pillen erträgt und auf der Suche nach einem mysteriösen Piratenschatz ist. Außerdem lernen wir die Zwillingsbrüder Reginald und Victor Toup kennen, die in der Gegend Drogengeschäfte abwickeln und denen Lindqvist in die Quere kommt. Und da gibt es noch Grimes, der aus der Gegend stammt und vor Ort für die Ölgesellschaft in Unterschriften für Abfindungen sammeln soll. Und zu guter Letzt Cosgrove und Hanson, die sich bei der Ableistung ihrer Sozialstunden kennen lernten und ebenfalls immer weiter in die Geschehnisse in den Barateria-Sümpfen geraten.
Die Personen begegnen sich ohne sich zu kennen und der Leser allein hat die Möglichkeit, den Verflechtungen zu folgen.
Tom Cooper ist es auch sehr gelungen, die Landschaft mit all ihren Details zu beschreiben Die Sümpfe des Bayon-Delta sind landschaftlich wirklich eindrucksvoll und genau beschrieben. Ebenso gezielt arbeitet er die Charaktere seiner Protagonisten heraus. Dazu verwendet er eine bildgewaltige Sprache, die intensive Stimmungen und Gefühle authentisch erscheinen lassen.
Tom Coopers erster Roman ist eine Hommage an seine Heimatstadt New Orleans und den Überlebenswillen ihrer Einwohner, aber lässt uns auch nachdenken über das Verhältnis zwischen Umwelt und Mensch und die katastrophalen Folgen , wenn sich der Mensch über die Natur stellt.
Ein tolles Buch!