Viel zum Nachdenken - zum Teil zu viel

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autumn2 Avatar

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Auf "Das Zuhause - Philosophie eines scheinbar vertrauten Ortes" von Emanuele Coccia bin ich durch das Cover aufmerksam geworden. Der kleine "Zuhause-Planet" konnte mich direkt in seinen Bann ziehen und die Kapitelüberschriften, die von Umzüge über Zwillinge bis zu Wälder und Gärten reichen und die Vielseitigkeit des Buches gut wiederspiegeln, weckten auch mein Interesse. Und eines muss man dem Autor lassen, thematisch zieht sich das Zuhause wirklich durch sämtliche Kapitel, auch wenn im ersten Moment, wie zum Beispiel beim Kapitel Zwillinge, nicht ganz klar war, wie das gehen soll. Den Schreibstil des Autors fand ich dabei auch sehr angenehm. Ein Kritikpunkt, dabei ist allerdings, dass es Stellen gab, die hochtrabend formuliert waren, letztlich aber nichts sagend waren. Desweiteren muss man auf jeden Fall erwähnen, der Autor hat viel erlebt und ist oft umgezogen. Einige seiner Gedankengänge konnte ich dabei voll und ganz nachvollziehen und ich liebe die Anekdoten, die zwischen den anspruchsvollen philosophischen Thesen immer wieder eingestreut wurden. Aber es gibt auch Thesen, die ich nicht nachvollziehbar fand, wie im Kapitel Schränke. Mich persönlich kostet ein langer Aufenthalt in meinem Zuhause keine Energie, dass haben mir spätestens die Quarantänen der letzten Jahre gezeigt und ich denke, da kommt auch sehr gut ein weiterer Kritikpunkt heraus, den ich an dem Buch habe. Oft werden Thesen aufgestellt, die auf Grundlage der Erfahrungen und des Verhaltens vielleicht auch des Charakters des Autors schlüssig sind, aber auf andere Menschen nicht wirklich übertragbar sind, also nicht allgemeingültig. Und allein die Vorstellung mein Zuhause, wie Kleider zu wechseln, was laut Autor die Zukunft des Zuhauses ist, stresst mich persönlich.
Letztlich kann ich das Buch also all denen empfehlen, die sich für philosophische Gedanken zum Thema Zuhause interessieren und die sich nicht von anspruchsvollen Texten abschrecken lassen. Bei mir konnte der Funke nicht ganz überspringen, aber viel zum Nachdenken hatte ich dennoch.