Romulus und Remus mal anders...

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dani89 Avatar

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Noch eine Jugend-Fantasy-Romanze – als wäre dieses Klischee nicht schon oft genug bedient worden! Vielleicht bleibt dieser Gedanke beim ersten Lesen des Klappentextes nicht unbedingt aus. Aber bei diesem Werk schadet es mit Sicherheit nicht, über diesen ersten Eindruck hinwegzusehen und dem Roman eine Chance zu geben, denn obwohl die Genre-Einordnung wohl zutreffend ist, so ist diese Geschichte erfrischend anders – dazu aber erst nach einer kurzen Inhaltsübersicht mehr.

Nachdem die 16-jährige Renée Winters ihre Eltern tot im Wald aufgefunden hat, wird sie von ihrem zum Vormund erklärten Großvater auf das Gottfried-Institut, eine Privatschule in Maine, über die man von außerhalb so gut wie keine Informationen finden kann, geschickt.
Zwischen merkwürdigen Schulriten und ungewöhnlichen Unterrichtsfächern wie Gartenbau findet Renée dort überraschend schnell Anschluss und neue Freunde, von denen sie von einem mysteriösen Todesfall eines Schülers im vergangenen Jahr erfahren muss, dessen Umstände dem Tod ihrer Eltern unheimlich ähneln. Bei ihren darauf folgenenden Nachforschungen muss sie dann feststellen, dass es sich bei diesem Tod nicht um einen Einzelfall zu handeln scheint und versucht sich daran, der dunklen Vergangenheit des Instituts auf den Grund zu gehen.
Und dann ist da natürlich noch Dante, ein Mitschüler, der viele Geheimnisse zu haben scheint und auf alle irgendwie unnahbar wirkt, dessen Mauern jedoch in Renées Gegenwart immer mehr zu bröckeln beginnen, was vielleicht gefährlicher ist, als Renée es sich vorzustellen vermag.

Als ich angefangen habe dieses Buch zu lesen, war ich noch davon überzeugt, dass ich es wahrscheinlich nach wenigen Kapiteln wieder weglegen würde. Doch ich sollte mich irren: Erst einmal angefangen, wird man sofort in den Bann der Geschichte gezogen. Selbst die üblicherweise mehr einer Einführung dienenden ersten Kapitel werfen so viele Fragen auf, dass man unbedingt weiterlesen möchte – und dieser Effekt zieht sich durch den Großteil des Buches. Einige Fragen bleiben lange offen, einige werden schneller aufgedeckt, eröffnen dabei jedoch gleichzeitig eine Menge neuer Offenheiten, so dass es an keiner Stelle langweilig wird.

Negativ wirkte auf mich einzig die Tatsache, dass das Ende – wie so oft – ein wenig gehetzt wirkt. Während der Fokus vollständig auf dem Schicksal der zwei Hauptfiguren liegt, fehlen beim „Showdown“ für meinen Geschmack Details zu den anderen beteiligten Charakteren. Aber da es sich bei diesem Werk ja um einen Mehrteiler handelt, bleibt die Hoffnung, dass vielleicht im zweiten Teil noch ein wenig auf Nachspiel und Folgen der Endsequenz dieses Buches eingegangen wird.

Fazit: Natürlich steht auch in diesem Roman wie in vielen seiner Vorreitern ein Teenager-Paar vor mystischer Kulisse im Vordergrund, das kann man nicht wegreden. Aber der detailverliebt umschriebene Handlungsort mit seiner dubiosen, mit bekannten Sagen und Mythen verstrickten Hintergrundgeschichte, die liebevolle Darstellung der Charaktere und allem voran der durchweg mysteriöse und spannende Handlungsverlauf mit diversen Überraschungen und einer erfrischend andersartigen Alternativ-Realität, heben dieses Werk meiner Meinung nach von seinem Mitstreitern ab. Aus diesem Grunde geht meine absolute Kaufempfehlung an alle, die Fantasy-Mystery (inklusive Romanze versteht sich) mögen und dabei auch nicht vor einem Jugendroman abschrecken, denn auch über die Teenager-Jahre hinaus bietet „Dead Beautiful“ gute Unterhaltung!