Rasant - mit vereinzelten Schwächen

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kristallkind Avatar

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Ian Brown ist zwar erst 17 Jahre alt, hat allerdings schon einiges auf dem Kasten. Als Teil eines Black-Ops-Programms der Regierung führt er ein Doppelleben, denn auf ein bestimmtes Signal hin, wird er zum Attentäter. Doch Ian ist nicht er einzige Jugendliche auf der Welt, der als Schläfer fungiert. Als plötzlich Attentate auf führende Wirtschaftsbosse und Politiker verübt werden, taucht eine Widerstandsgruppe auf, die sich Ians Können zu eigen macht.

Da ich das Thema der „Schläfer“ unheimlich interessant fand, entschied ich mich recht schnell für diesen Jugend-Agententhriller, denn ich war neugierig, wie Chris Morton diesen Punkt ausarbeiten würde.

Während des hochspannenden, rasanten Auftakts, der volle Konzentration forderte, konnte ich mir einen ersten Eindruck des Protagonisten Ian verschaffen. Ich mochte die Persönlichkeit des jungen Mannes, der sich zwar verwirrt, aber im Herzen verankert und bodenständig zeigte. Umso überraschter war ich, als sich dessen Fähigkeiten nach und nach in Jason Bourne-Manier entblätterten, was vom Autor ausgezeichnet dargestellt wurde. Es war aufregend mitzuerleben, wie Ian die Bruchstücke seiner Identität aufsammelte und instinktiv richtig zusammensetzte. Diesbezüglich gefiel mir sein väterlicher Freund Big Fly an seiner Seite sehr gut, wobei ich es schade und auch ein wenig seltsam fand, dass dieser Kontakt plötzlich nur noch als Nebensache gehandelt wurde, obwohl es noch so viele Fragen hinsichtlich Ians Herkunft gab.

Denn mit dem Auftreten der Geschwister Alicia und Julian, die das Potenzial des jungen Agenten sofort für ihre eigenen Zwecke missbrauchten, bekam die Geschichte einen Dreh, der mir irgendwie fremd, bzw. zusammenhanglos erschien. Meiner Meinung nach flachte die Story ab diesem Zeitpunkt auch deutlich ab, denn Alicia und Julian waren für mich mehr oder weniger uninteressant. Auf mich wirkten die Geschwister sehr manipulativ und eher unsympathisch, wobei mich deren Probleme tatsächlich herzlich wenig interessierten. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum Ian dort so hartnäckig seine Hilfe anbot, während er die Recherchen zu seiner Vergangenheit einfach schleifen ließ. Denn emotional konnte mich die Alicia-Julian-Phase nicht hinter dem Ofen hervorlocken, und ich war froh, als er den beiden endlich den Rücken gekehrt hatte.

Abgesehen davon fand ich die Idee und die Handlung großartig. Die Einblicke in die Vorhaben des Gegners und auch in die des Widerstandes formten ein komplexes Spiel um Macht, was allerdings auch einige brutale Szenen im Roman hervorbrachte. Spannend war es allemal, und die Entwicklung Ians ziemlich aufregend, weil er in erster Linie ziemlich lässig mit seinem Können auftrat. Wobei ich auch anmerken muss, dass ich ihm das jugendliche Alter nicht wirklich abnehmen konnte. Darüber hinaus störten die in Großbuchstaben gesetzten Namen der Agenten und Unternehmen ungemein meinen Lesefluss.

Am Ende hatte ich eine sehr unterhaltsame Lesezeit. „Deep Sleep – Codename White Knight“ war für mich ein gelungener Auftakt zu einer jungen Agenten-Reihe mit brisanten Verschwörungen im Hintergrund. Ich freue mich daher schon auf Band 2!