Zu viel Vergangenheit

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anett.syring Avatar

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In dem Buch geht es erst einmal um Streitereien zwischen Öko-Terroristen und den Befürwortern zum Bau des Emssperrwerkes. Der Bau wurde gestoppt und nun in einer Eilentscheidung wieder freigegeben. Daran hängen natürlich Existenzen wie die der Bootsbauer auf der Meyer-Werft.
Dann wird in einer Baugrube der alte Tadeus de Vries tot aufgefunden. Der Landrat rastet aus, weil er seine Bauarbeiten gefährdet sieht. Und Stephan Möllenkamp von der Kripo Leer kommt an den Tatort. Er ist noch nicht lange dort im Dienst und hat noch sprachliche Eingewöhnungsschwierigkeiten. Erst recht, als die Lokalreporterin Gertrud Boekhoff auftaucht. Sie lädt in auf ein Bier ein und erzählt ihm eine Menge über den unbeliebten de Vries, über das Bauprojekt und anderen Klatsch und Tratsch der Gegend.
Bei der Obduktion kommt eine Narbe am Oberarm zum Vorschein, die auf eine alte SS-Tätowierung hindeutet. Ob der Mord damit zusammenhängt? Das muss nun herausgefunden werden. De Vries war ein Befürworter des Sperrwerkes, hatte aber auch da nicht nur Freunde und bei der Bürgerinitiative schon gar nicht.
Bei der Befragung von Pastor Donker erfährt man auch etwas über den Hintergrund des geplanten Sperrwerkes und dass es ein großes Politikum ist.
Bei der Durchsuchung von de Vries Haus findet Möllenkamp ein altes Foto mit den beiden de Vries-Brüdern und einem Unbekannten sowie ein Dossier über de Vries und seine Kriegsverbrechen. Abram denkt, dass Gottfried Schäfer der Verfasser ist. Den radikalen Umweltschützer hatte Gertrud ausfindig gemacht. Er wird als religiöser Schwärmer und Weltverbesserer mit linksextremistischer Vergangenheit und Nazijäger beschrieben und hatte einen heftigen Streit mit de Vries.
Als nach einer Woche immer noch kein Verdächtiger präsentiert werden konnte, macht der Landrat Druck und verlangt, bei den Gegnern des Sperrwerkes zu ermitteln, weil der Täter dort zu finden sei, im besten Falle wäre es Gottfried Schäfer.

Als Möllenkamp den Hinweis bekommt, sich mit einer ehemaligen Magd von de Vries zu unterhalten, erfährt er einige Dinge, die den Ermittlungen wieder neuen Schwung geben.
Am Ende klärt sich auch auf, was es mit den kurzen Kapiteln ab 1946 über Marion und ihren kleinen Bruder auf sich hat, die aus Ostpreußen ins Rheiderland fliehen.

Durch die vielen politischen Abschweifungen ließ sich das Buch etwas schleppend lesen und es war in diesem Umfang auch nicht relevant für die Ermittlungen. Da war zum einen die SS-Vergangenheit von de Vries und seinem Bruder, die sehr ausführlich dargestellt wurde und zum anderen die die Geschichte um Gottfried Schäfer, die ebenfalls recht langwierig beschrieben wird. Auch die umfangreiche Diskussion des „Weiberabends“ von Mareike war mir zu viel. Das alles minderte erheblich die Spannung des Buches.

Möllenkamp und Abram sind ein gutes und sympathisches Team, die beiden haben mir sehr gefallen mit ihrer ruhigen besonnenen Art. Im Gegensatz dazu steht die immer mürrische Anja Hinrichs. Und die Journalistin Getrud ist ein richtiges Schätzchen. Sie macht alles im Alleingang und nicht gerade im Sinne der Polizei, nimmt dafür auch mal ihre Verhaftung in Kauf.

Das Cover gefällt mir sehr gut, es ist düster schön und mit dem Schatten im Vordergrund auch mysteriös.