Einfühlsame Urlaubstherapie!

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straßenprinzessin Avatar

Von

“Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet.“
Sophie runzelt die Stirn. “Ist das von Buddha?“
In Saras Augenwinkeln bildeten sich freundliche Falten, als sie zu lachen begann. “Nein. Von Oscar Wilde.“ (Seite 88/89)

Dein Bild für immer von J. Hanel ist eine leichte und einfühlsame Geschichte über das Ende und neue Anfänge. Dabei sind Niklas und Sophie allerdings zwei Charaktere, die mich immer nur Streckenweise fesseln konnten und ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte wieder einmal durch die super liebenswerten Nebencharaktere gerettet wurde.
Sophie hat ihren Verlobten Maximilian verloren, tritt aber ihre Flitterwochenreise, die überraschend heimlich von Maximilian gebucht wurde, an und lernt den gutaussehenden Fotografen Niklas kennen. Zufällig landen sie beide in Bali und laufen sich durch eine willkürliche Fügung des Schicksal immer wieder über den Weg. Wer jetzt eine Vorahnung hat wie die Geschichte weiter gehen wird, liegt damit wohl ziemlich richtig. Denn auch wenn das Buch ganz nett ist, so ist es doch auch ein wandelndes Klischee! Beide haben an ihrer Vergangenheit zu knabbern und ihr Aufenthalt in Bali gleicht einer Therapie. Ihre Entwicklungen sind, wenn auch ziemlich vorhersehbar, sehr authentisch. Trotzdem hätte ich sie beide manchmal gerne geschüttelt! Ständig können sie in ihrem Gegenüber anhand eines Blickes ins Gesicht lesen wie in einem offenen Buch und trotzdem reagieren sie wie unsensible Holzklötze. Sie fordern, statt zu fördern und das hat mich öfters ziemlich genervt aufseufzen lassen. Gerade auch, weil die Autorin die Nebencharaktere so sensibel und einfühlsam dargestellt hat. Ein bisschen mehr davon bei Niklas und Sophie hätte mir wesentlich besser gefallen. Nichtsdestotrotz waren die beiden, trotz kleiner schwächen, ganz annehmbare Charaktere. Schön fand ich auch, dass man beide Blickwinkel gut verfolgen konnte, weil die Kapitel sich recht konstant zwischen Niklas und Sophie abgewechselt haben. Sophie mochte ich hierbei allerdings ein bisschen mehr, auch wenn keiner von beiden mit den Nebencharakteren (vor allem Sara, Dan und Charlie) mithalten konnte.
Der Schreibstil konnte mich nur Streckenweise fesseln, obwohl er Detailreich und vor allem Bildgewaltig war. Die Umgebungen wurden wirklich super ausgearbeitet. Überrascht war ich auch über den ständigen Humor, der super passend war, trotz des schweren Themas von Verlust und Trauerbewältigung. Der Titel -Dein Bild für immer- lässt sich im Buch immer wiederfinden und ist nicht nur auf ihren toten Verlobten Maximilian gemünzt, was mir gut gefallen hat. Auch das Cover gefällt mir, gerade nach dem lesen, sehr gut. Trotzdem würde ich es in einer Buchhandlung vermutlich übersehen.
Alles in allem ist es eine nette Geschichte zum kurzen Zeitvertreib, aber nichts, was ich ewig in Erinnerung behalten werde. Dennoch gibt es, Dank der Nebencharaktere, knappe 4 Sterne und eine zögerliche Leseempfehlung.