Zu wenig beachtetes Thema toll verpackt

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waschbaerprinzessin Avatar

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Wenn ich an kolonisierende Nationen denke, habe ich zunächst einmal eher England, Spanien, Portugal und Frankreich vor Augen. Dass auch Deutschland Kolonien hatte – und sich dort keineswegs rühmlicher verhalten hat, als die anderen Nationen – ist mir oft gar nicht so richtig bewusst und hat bei uns auch im Geschichtsunterricht keine wirkliche Rolle gespielt. Deshalb finde ich es unglaublich wichtig, dass sich Katarina Döbler in „Dein ist das Reich“ diesem Thema widmet. Mir gefällt sehr, dass sie es nicht in Form einer trockenen Abhandlung tut, sondern das geschichtliche Hintergrundwissen in einer spannende Familiengeschichte verpackt. Dadurch, dass in diesem Roman einfache Menschen im Mittelpunkt stehen, findet man sich schnell in die Geschichte ein. Der packende Schreibstil zusammen mit den Beschreibungen alter Familienfotos führt dazu, dass man sofort ein Bild vor Augen hat und die Ereignisse als lebendiger Film im Kopf ablaufen. Besonders interessant finde ich, dass Döbler nicht mitten in der Südsee einsteigt, sondern in Bayern, wo wir erfahren, wie es den Menschen dort geht, welche Beweggründe sie dafür haben, der Heimat den Rücken zu kehren und Missionare in den Kolonien zu werden und vor allem, welches Bild sie von den Kolonien und den dort lebenden Menschen haben. Der Stammbaum am Anfang hilft, einen Überblick über die Familienverhältnisse zu behalten und die Figuren, die nach und nach eingeführt werden, besser zuordnen zu können. Ich möchte unbedingt weiterlesen, wie die Großeltern der Erzählerin nach Papua-Neuguinea kommen und wie sich ihre Wege dort kreuzen und das liegt sowohl am interessanten Thema als auch daran, wie unglaublich toll der Roman bisher erzählt wird. Ein Buch, das einem einmal mehr zeigt, wie wichtig es ist, den Großeltern zuzuhören, wenn sie von der Vergangenheit sprechen und ihre Erzählungen zu reflektieren.