Flucht in die Vergangenheit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
fino Avatar

Von

Caroline muss mit dem Unfalltod ihrer 27-jährigen Tochter fertig werden. Sie kehrt deshalb nach fast 30 Jahren in das einsame schwedische Bergdorf zurück, in dem sie bis zum Tod ihrer Eltern aufgewachsen ist. Dort wissen die Leute, die sie alle noch kennen, nicht, was in Deutschland passiert ist. Ihr ehemaliger Verlobter Thomas reist ihr aus Hamburg nach, kann sie aber nicht zur Rückkehr bewegen. Es ist eine Rückkehr in die Vergangenheit: so trifft sie z.B. Björn wieder, der einmal um sie geworben hat, oder Maybrit, ihre damalige Freundin.
In Stockholm bekommt der Polizist Ulf Svensson, der ursprünglich aus dem Dorf stammt, gerne etwas mit Frauen hat und auch dem Alkohol nicht abgeneigt ist, zufällig ihr Foto auf den Tisch, weil sie auf der Fahrt geblitzt wurde. Sie hat ihn vor vielen Jahren an einer Tankstelle ohne Erklärung verlassen und ist spurlos verschwunden. Spontan reist er in seine alte Heimat. Das Wiedersehen verläuft nicht ohne Komplikationen…

Ich habe das Buch am Stück und ohne große Pausen gelesen. Es ließ sich schnell und flüssig lesen, und ich hatte keine Einstiegsschwierigkeiten. Als Skandinavienliebhaber fand ich die Beschreibung des Lebens und der Atmosphäre in dem Bergdorf interessant, treffend und gelungen. Ich konnte mich gut in die Hauptfiguren hineinversetzen und ihre Gefühle nachempfinden. Diese spielen in dem Roman eine große Rolle. Gut gefallen hat mir, dass das Buch aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt wird. So erfährt man von allen Personen auch, was in ihnen vorgeht und was sie bewegt – und kann sich am Schluss ein rundes Bild machen. Teilweise war mir die Handlung fast schon ein bisschen zu dramatisch, aber sie wurde niemals unglaubwürdig.

Von Anfang an wird eine gewisse Spannung aufgebaut. Denn der Leser fragt sich vor allem, was damals passiert ist und weshalb Caroline (oder Lilli, wie sie von ihren schwedischen Freunden genannt wird) Ulf so plötzlich verlassen hat. Nach und nach kommt die ganze Wahrheit ans Licht – und noch mehr. Einen reißerischen Thriller sollte man allerdings nicht erwarten. Es ist ein stilles Werk – passend zum kalten schwedischen Winter. Stand bei Vorablesen noch, dass es sich um einen Thriller handelt, ist auf dem Buch selbst „Roman“ aufgedruckt. Dies trifft es besser und weckt auch keine falschen Vorstellungen.

Das Cover des Romans ist schön und passt zum Inhalt und der Stimmung in dem Buch. Positiv finde ich, dass nicht wie bei so vielen skandinavischen Büchern rote Holzhäuser abgebildet sind. Der Titel passt ebenfalls gut. Der Text auf der Rückseite ist auch gelungen. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern wird dort nicht bereits zu viel vom Inhalt verraten. Es macht neugierig auf den Roman.

Ich kann das Buch weiterempfehlen – allerdings sollte man wissen, dass es sich nicht um einen „richtigen“ Thriller oder Krimi handelt, um Enttäuschungen zu vermeiden. Das Buch richtet sich meiner Meinung nach in erster Linie an Frauen.