Mehr Melodram denn Thriller

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philipp.elph Avatar

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Warum dieser Roman bei „vorablesen“ in die Kategorie Thriller einsortiert wurde, verstehe ich nicht. Einige unnatürliche Todesfälle, Flucht und ein Kommissar einer Mordkommission, der nicht in der Rolle eines Ermittlers agiert, machen noch keinen Thriller. Zu einem Thriller gehört der Thrill, eine Spannung, die sich aufbaut und nahezu während der gesamten Handlung vorhanden ist. Das ist keineswegs der Fall, der Roman ist eher als Melodram zu bezeichnen.
Das Schicksal von Caroline wird hier beschrieben, die sich nach dem Unfalltod ihrer Eltern schwanger vom zukünftigen Kindesvater Hals über Kopf trennt und mit ihrem Kind durch die Welt irrt. Bis die inzwischen 27jährige Tochter ebenfalls durch einen Unfall ums Leben kommt. Der Roman setzt mit der neuerlichen Flucht von Caroline in eine einsame Gegend Mittelschwedens ein. Zunächst erscheint es, als wäre die Frau aus Verzweiflung, dass sie ihre Tochter verloren hat, in ihre alte Heimat geflohen. Im Laufe der Handlung stellt sich jedoch heraus, dass es noch einen anderen Grund gab. Dieses neuerliche Schicksal, verknüpft mit dem, was fast 30 Jahre zuvor geschah, prägen diese Geschichte. Und die ist nur an wenigen Stellen wirklich spannend. Neben der reiseprospektähnlichen Schilderung der mittelschwedischen Landschaft an der Grenze zu Norwegen geht es um die Beziehungen zu den Freunden von damals, die sie in ihrem Zufluchtsort wieder trifft und mit denen sie die Vergangenheit aufarbeitet. Besonders mit einem, dem Vater ihres Kindes und dessen Familie. Die Liebe zueinander scheint trotz einer 27jährigen Trennung nicht erloschen – und daraus ergibt sich des Dramas letzter Akt. Ein Happyend wäre schön, aber es kann und darf nicht sein. Die Geschichte endet als Tragödie.
Es herrscht schon eine Spannung – zwischen den Protagonisten, nicht jedoch in der Form, dass der Roman als Thriller bezeichnet werden kann. Für mich ist das Buch näher an einem Roman wie „Und ewig singen die Wälder“ angesiedelt, der vor 50 Jahren als melodramatische Verfilmung die Kinobesucher begeistert hat. Einen Krimi- oder Thrillerfan wird „Dein totes Mädchen“ nicht vom Hocker reißen.