Mal was anderes

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Christine zieht in ihre Heimatstadt zurück, um näher bei ihrer geliebten Oma zu sein, die in einem Pflegeheim wohnt. Leider stirbt diese. Sie hinterlässt ihrer Enkelin Briefe, die an ihre große Liebe Wilhelm gerichtet sind. Christine soll sie zu Wilhelm bringen. Verwirrt aber neugierig macht sie sich auf den Weg nach Kanada, um den letzten Willen ihrer Großmutter zu erfüllen.

Christine ist eigentlich ein verträumter Mensch, der sich gerne treiben lässt und nichts mehr hasst als vorgefertigte Zwänge. Da das aber in der heutigen Zeit ein Manko ist, beschließt sie, ab sofort ein Mensch zu sein, der Regeln und Beständigkeit braucht. Und selbstverständlich einen anständigen Job, um endlich ihre Schreiberei sein zu lassen. Allerdings wird ihr durch die Reise nach Kanada klar, dass sie so einfach nicht ist.

Robert ist genauso wie Christine ursprünglich: künstlerisch begabt, frei, unabhängig. Er verstellt sich nicht, obwohl auch er einen "anständigen" Beruf erlernt hat, um seine Familie zufrieden zu stellen. Trotzdem hat er sich nicht aufgegeben, sondern malt und schreibt weiter. Er tritt in die Fußspuren seines ebenfalls künstlerisch begabten Opas Wilhelm, der sein Leben allerdings den Regeln untergeordnet hat.

Christine lernt durch Robert einen Wilhelm kennen, den sie sich so nicht vorgestellt hat und der vollkommen anders ist als ihre Oma ihn in ihren Briefen beschreibt. Robert lernt durch die Briefe, dass sein Opa zwei Seiten hatte: die des knallharten Geschäftsmannes, den Robert nicht immer verstanden hat, und den des Künstlers, der eine Frau liebt, die er nie wirklich ganz haben konnte.

Joanna Martin beschreibt ihre Hauptpersonen als sympathische, aber auch leidende Charaktere, von denen zwei die Reise bereits hinter sich haben und zwei gerade mitten drin stecken. Die Leichtigkeit, die den Anfang des Romans beschreibt, geht leider zwischendurch ein wenig verloren. Die Spannungen, die zwischen Robert und Christine entstehen, sind nicht genau genug herausgearbeitet, und er Schluss ist viel zu abrupt. Deswegen einen Stern Abzug. Aber ansonsten ein gelungener Roman, der etwas anders ist, als man ihn sich vielleicht vorgestellt hat.