Joanna Martins Buch spielt in ihren erlebten Orten: Kanada und der gute alte Schwarzwald. Die Idee mit den Briefen, die nie abgesandt wurden, wirkt wie aus der Schreibwerkstatt, nicht aus dem Leben. Als Reflektion über ihr Leben hätte sich wohl ihre Großmutter eher einem Tagebuch anvertraut. Trotzdem liest es sich spannend und ich wollte das Buch nicht weglegen. Spannend, wie sich das nicht gelebte Leben der Großmutter als Sehnsucht der Enkelin weiter wirkt. Das Dilemma zwischen Fernweh, was erleben und endlich bei sich ankommen, wird glaubwürdig beschrieben. Die engen Täler des Schwarzwaldes und die Enge des Küchenstudios, stehend für traditionelle Werte im Gegensatz zu dem Yukon, dem Lockruf des inneren Goldes, als Symbol für die Selbstverwirklichung, der sie erst erreicht, nachdem sie aufgebrochen ist, den letzten Wunsch ihrer Großmutter zu erfüllen. Auf ihrer Reise wächst sie über sich hinaus und entscheidet sich neu.