ideale Lektüre für graue Herbsttage
Auf dem Sofa oder im Bett eingekuschelt mit einem heiß dampfenden Getränk auf dem Tisch lesen wir uns in Cecelia Aherns neuem Roman „Dem Sturm entgegen“ an die raue Küste Irlands. Die Geschichte um die Protagonistin Dr. Enya Pickering setzt in der längsten Nacht des Jahres, der Wintersonnenwende am 21.12. ein. Es ist dunkel, stürmt und regnet Wasserfälle, Enya ist auf dem Heimweg und fährt eine verlassene Küstenstraße entlang. Gerade noch rechtzeitig sie sieht das blinkende Taxi auf der Straße. Oscar, der Taxifahrer, hält sie an und bittet sie um Hilfe, denn auf der Straße liegt bewegungslos ein Teenager. Enya ist schockiert, denn beim Näherkommen meint sie, ihren 16-jährigen Sohn Finn dort liegen zu sehen, und ihre Welt, die sie gerade so noch zusammenhalten konnte, zerbricht.
Sie wiederbelebt Ross, einen Mitschüler ihres Sohnes, leistet Erste Hilfe, bis endlich der Krankenwagen eintrifft. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung und Fahrerflucht. Enya wird genauso befragt wie Oscar, der als Erster am Tatort war. In Verdacht gerät aber auch ein unbekannter Raser, der sie zuvor überholt hat, auch fragt man sich, wie der Junge überhaupt auf diese Straße gekommen ist. Die Ereignisse der Gegenwart verbindet Ahern mit Enyas Verlustängsten und Trauer, die aus der Vergangenheit hochkommen und sich wie ein Nebel auf ihre Zukunft legen.
„Es geht nicht um die Angst, sie werde plötzlich tot umfallen wie ihre Mutter, stattdessen fürchtet sie, wenn dies nicht geschehen sollte, werde sie nicht wissen, wie sie ohne sie weiterexistieren soll.“
Enya ist bisher in den Fußstapfen ihrer Mutter gelaufen und fühlte sich von ihr begleitet. Doch seit ihrem 46. Geburtstag vor wenigen Monaten steht sie neben sich, ist aufgewühlt und fühlt sich von ihrer Mutter, die im Alter von 47 Jahren an einem Herzinfarkt beim Schwimmen im Meer umgekommen ist, mitgerissen. Dass sie ihre Mutter überleben und ohne sie weiterleben wird, ist unvorstellbar, und diese Ungewissheit bereitet ihr Angst. Die stürmische dunkle Nacht, so nah am Ozean, der ihre Mutter verschluckt hat, und der Schock, vermeintlich ihren Sohn dort auf der Straße liegen zu sehen, führen Enya ihre Trauer und psychische Überlastung vor Augen. Sie braucht Abstand, verlässt ihre Familie und flieht aufs Land, um wieder zu sich zu finden.
„Ihre komplizierten Beklemmungszustände lassen sich unmöglich beschreiben, man kann sie nur selbst fühlen, es gibt mehrere Schichten von Ängsten und Unsicherheiten, Gefühle, die sie nicht in Worte fassen, und Worte, die sie nicht laut aussprechen kann. Sie ist ein Hexenkessel aus Ängsten, sie alle brodeln in ihrem Inneren und kochen sie bei lebendigem Leib.“
Besonders gefallen hat mir die Verbindung zur irischen Mythologie. Jedem Abschnitt wird im Jahreskreis ein besonderer Tag zugewiesen, wie Beltane (1. Mai) oder die Sommersonnenwende (21.6.), sodass wir Enya über ein Jahr, ihr 46. Lebensjahr, begleiten. Die mystische Bedeutung dieser Tage wird durch die in die Kapitel eingebundene Kolumne ihrer verstorbenen Mutter erklärt und am Beispiel des Rag Tree greifbar gemacht. Einfühlsam hat Ahern auch die Zerrissenheit der Figur beschrieben. Enyas rationale Medizinerseite, die ihr sagt, dass sie kerngesund ist und nicht mit 47 stirbt, steht im Widerstreit mit ihrer trauernden, mystischen Seite, durch die sie den Sog zu ihrer Mutter spürt. Beides wird mit der Sturmnacht und dem Unfall verbunden, der Abgrund und Rettung zugleich ist.
Fazit
Warm und mit sehr viel Gefühl erzählt Cecelia Ahern in „Dem Sturm entgegen“ von einer inneren Zerrissenheit und dem Mut, sich seinen Dämonen zu stellen. Eine wunderbar starke Geschichte mit leicht schaurigen Elementen – ideale Lektüre für graue Herbsttage!
Sie wiederbelebt Ross, einen Mitschüler ihres Sohnes, leistet Erste Hilfe, bis endlich der Krankenwagen eintrifft. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung und Fahrerflucht. Enya wird genauso befragt wie Oscar, der als Erster am Tatort war. In Verdacht gerät aber auch ein unbekannter Raser, der sie zuvor überholt hat, auch fragt man sich, wie der Junge überhaupt auf diese Straße gekommen ist. Die Ereignisse der Gegenwart verbindet Ahern mit Enyas Verlustängsten und Trauer, die aus der Vergangenheit hochkommen und sich wie ein Nebel auf ihre Zukunft legen.
„Es geht nicht um die Angst, sie werde plötzlich tot umfallen wie ihre Mutter, stattdessen fürchtet sie, wenn dies nicht geschehen sollte, werde sie nicht wissen, wie sie ohne sie weiterexistieren soll.“
Enya ist bisher in den Fußstapfen ihrer Mutter gelaufen und fühlte sich von ihr begleitet. Doch seit ihrem 46. Geburtstag vor wenigen Monaten steht sie neben sich, ist aufgewühlt und fühlt sich von ihrer Mutter, die im Alter von 47 Jahren an einem Herzinfarkt beim Schwimmen im Meer umgekommen ist, mitgerissen. Dass sie ihre Mutter überleben und ohne sie weiterleben wird, ist unvorstellbar, und diese Ungewissheit bereitet ihr Angst. Die stürmische dunkle Nacht, so nah am Ozean, der ihre Mutter verschluckt hat, und der Schock, vermeintlich ihren Sohn dort auf der Straße liegen zu sehen, führen Enya ihre Trauer und psychische Überlastung vor Augen. Sie braucht Abstand, verlässt ihre Familie und flieht aufs Land, um wieder zu sich zu finden.
„Ihre komplizierten Beklemmungszustände lassen sich unmöglich beschreiben, man kann sie nur selbst fühlen, es gibt mehrere Schichten von Ängsten und Unsicherheiten, Gefühle, die sie nicht in Worte fassen, und Worte, die sie nicht laut aussprechen kann. Sie ist ein Hexenkessel aus Ängsten, sie alle brodeln in ihrem Inneren und kochen sie bei lebendigem Leib.“
Besonders gefallen hat mir die Verbindung zur irischen Mythologie. Jedem Abschnitt wird im Jahreskreis ein besonderer Tag zugewiesen, wie Beltane (1. Mai) oder die Sommersonnenwende (21.6.), sodass wir Enya über ein Jahr, ihr 46. Lebensjahr, begleiten. Die mystische Bedeutung dieser Tage wird durch die in die Kapitel eingebundene Kolumne ihrer verstorbenen Mutter erklärt und am Beispiel des Rag Tree greifbar gemacht. Einfühlsam hat Ahern auch die Zerrissenheit der Figur beschrieben. Enyas rationale Medizinerseite, die ihr sagt, dass sie kerngesund ist und nicht mit 47 stirbt, steht im Widerstreit mit ihrer trauernden, mystischen Seite, durch die sie den Sog zu ihrer Mutter spürt. Beides wird mit der Sturmnacht und dem Unfall verbunden, der Abgrund und Rettung zugleich ist.
Fazit
Warm und mit sehr viel Gefühl erzählt Cecelia Ahern in „Dem Sturm entgegen“ von einer inneren Zerrissenheit und dem Mut, sich seinen Dämonen zu stellen. Eine wunderbar starke Geschichte mit leicht schaurigen Elementen – ideale Lektüre für graue Herbsttage!