Ein etwas anderer Geschichtsroman

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beachhase Avatar

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Erst war ich mir nicht so sicher. Gefällt mir der Einband, macht es mich neugierig auf eine historische Geschichte, die im Japan zur Zeit des 2. Weltkrieges spielt?
Ich habe mich herangetastet, wollte ich doch wissen, was aus der jungen Elisabeth wird, die so mir nichts dir nichts von ihrem liniengetreuen Vater wie ein Stück Vieh an einen wildfremden Mann verheiratet wird, nur damit der Vater die Leiter hoch hinauffällt? Ein schrecklicher Gedanke, wobei ich glaube, das gab es viel häufiger als wir zu denken vermögen.
Elisabeth ist voller Angst, doch auch gespannt und aufgeregt, was diese Ehe für sie bereit hält. Mit dem Zug reist sie in Begleitung einer Kinderheimleiterin von Berlin nach Tokio, das letzte Stück alleine per Schiff. Ernst Wilhelm, ihr Mann, den sie nur zur Trauung ein paar Minuten sah, war dort im Dienst der deutschen Botschaft. Ein guter Mann, wie sich bald herausstellt und mit dem sie nach und nach eine tiefe Freundschaft verbindet. Allerdings keine körperliche Liebe. Das Leben als junge Diplomaten Gattin langweilt sie zunehmend, die anderen Damen sind oberflächlich, schwätzerisch und behandeln sie wie das Küken. Erst als ein Freund von Ernst Wilhelm, Alexander und dazu noch eine Freundin, Käthe in Tokio auftauchen, wird es für sie spannend, aufregend und schön. Sie erkennt, dass ihr Mann und seine Freunde nicht die Meinung des Nationalistischen Deutschlands teilen und gerade Alexander sich manchmal um Kopf und Kragen redet. Ernst Wilhelm, ganz Diplomat, schafft es aber immer, die Kurve noch zu bekommen. Er wird sogar zum Botschafter benannt, doch Alexander ist nicht vorsichtig genug und wird verhaftet...

Das Buch hat ein paar Längen. Es startet aufregend und spannend, doch wie die ersten Jahre in Tokio, so ist auch das zweite Drittel des Buches ein wenig langatmig. Doch dann kommt mit der Verhaftung Alexanders und den ganzen dadurch entstehenden Veränderungen soviel Spannung in das Buch, dass ich es bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Mir war die Rolle Japans im 2. Weltkrieg nicht so geläufig, insofern ist das Buch auch geschichtlich gesehen sehr interessant. Doch nimmt die Historie nie überhand, sondern fügt sich perfekt in die Handlung des Buches ein.

Fazit: ein sehr sehr schönes Buch, mit viel Gefühl, Spannung, liebenswerten Protagonisten, vor eher unbekannter historischer Kulisse und einer tatsächlich historischen Person.
Absolut empfehlenswert!