Simply Great!

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nadines_buecher Avatar

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Die Autoren Adam Fletcher und Paul Hawkins - Fletcher bekannt von The Hipstery aus Berlin - die deutsche Kultur „von außen“ und mit viel Humor betrachten – widmen sich in ihrem Buch der Deutschen Sprache und ihren Englischen Adoptivkindern, die wir selbstverständlich und täglich nutzen, die von Engländern und Amerikanern jedoch nicht oder nicht in der Weise verstanden werden, wie sie von uns genutzt werden.
Fletcher und Hawkins bezeichnen ihr Buch als Liebesbrief an die deutsche Sprache, die sich vor ihrer Englischen Schwester nicht zu verstecken braucht und die so viele positive Dinge beinhaltet, dass man sich – hat man sich zunächst durch ihre zugegebenermaßen schwierige Grammatik und die Logik der zusammengesetzten Nomen durchgearbeitet hat – einen Platz der Sicherheit und zum Wohlfühlen bietet. So z.B. existieren im Englischen viele Nuancen eines Begriffs, um Abstufungen eines Zustands zu beschreiben, während es im Deutschen einen Begriff gibt, der den Zustand auf den Punkt bringt. Basta.
Zum Einstieg in die Lektüre wird kurz und humorig dargestellt, wie sich die englische und deutsche Sprache aufgrund von Wasser, Krieg und den Franzosen voneinander entfernt haben. Die englische Sprache, offen für Neues, hat sich in die Richtung vieler Lehnwörter weiterentwickelt, während Deutsch im eigenen Saft schmorte. Englisch hat sich auf die Überholspur begeben, während Deutsch weiter vor sich hinzockelt.
Aber nun holt Deutsch auf, denn die globale Welt hat uns Denglisch gebracht, und etwas, was die Autoren als Bullshit Bingo bezeichnen. Dies lässt sich in deutschen Büros trefflich spielen. Was toll ist: Die Autoren entdecken den Sinn dahinter, den es auch für englisch-sprachige und andere Ausländer haben kann, sofern sie sich auf die deutschen Übersetzungskünste einlassen. Denn hello together schließt nachvollziehbar die ganze angesprochen Gruppe ein, während das hi all eher isoliert. Eine Hausnummer nennen sei ebenso viel präziser – man könne sich schließlich vor dem Haus positionieren und auf die entsprechende Information warten – während das Englische „ballpark figures“ den Informationsempfänger eher im Wust unpräziser Angaben alleine lässt.
Witzig auch die Zeichnungen zu den Erläuterungen des Klugscheißers, Sesselfurzers und des Eierschauklers sowie das Mood-o-Meter (alles im grünen Bereich) und des Anglizismus-Glases.
Scheinbar gibt es im englischsprachigen Raum etwas wie Umlaut-Neid, denn warum sonst sollte ein englischer Küchenverkäufer und gleich zwei Metal-Bands ö’s und ü’s in ihren Namen verwenden? Würde die englische Sprache über Umlaute verfügen, wie schnell würde sich der Dschungel der Ausspracheschwierigkeiten für jeden ausländischen Sprachenlerner lichten!
Angereichert mit vielen Situationsbeschreibungen bietet das Buch viel mehr als das altbekannte „English for Runaways“. Deshalb mein Urteil: I want more!