Die Macht der Erinnerung

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kimvi Avatar

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Alice lebt bereits seit drei Jahren von ihrer großen Liebe Joe getrennt.  Deshalb trifft  sie die Eifersucht ganz unverhofft, als sie Joe mit seiner neuen Freundin im Cafe sitzen sieht. Das junge Mädchen ist eine atemberaubende Schönheit, der die Männer zu Füßen liegen. Als Joe die beiden Frauen miteinander bekannt macht, entwickelt Alice eine ganz spontane Abneigung gegen die engelsgleiche Ginny. Um Joe einen Gefallen zu erweisen, lässt sie Ginny, trotz ihrer Vorbehalte, bei sich einziehen.
Bald stellt Alice fest, dass mit Ginny irgendetwas nicht stimmt. Denn sie verhält sich eigenartig und auch ihre Freunde sind Alice nicht geheuer. Joe reagiert verärgert, als Alice ihn auf Ginnys Eigenarten anspricht und unterstellt ihr Eifersucht und Neid. Um hinter Ginnys Geheimnis zu kommen, nutzt sie deren nächtliche Abwesenheit und stöbert heimlich in ihren Sachen. Dabei stößt sie auf ein altes Tagebuch. Die Eintragungen enthüllen ein schreckliches Geheimnis, das Alice um ihren Verstand und ihr Leben fürchten lässt...

|| Aufmachung ||

Es handelt sich um eine gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag. Das Cover zeigt eine wunderschöne rothaarige Frau, mit ebenmässigen Gesichtszügen, die zu schlafen scheint. Durch ein transparentes Hochglanz-Blumenmuster, das sich über das gesamte Cover zieht, wirkt dieses Buch besonders ansprechend. Mir hat diese aussergewöhnliche Gestaltung sehr gut gefallen.

|| Eindrücke ||

Die Handlung des Romans wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und findet sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart statt. Diese Perspektiven werden zu Beginn der jeweiligen Abschnitte mit den Bezeichnungen "Eins" und "Zwei" kenntlich gemacht. Der Schreibstil und die verwendeten Formulierungen sind der entsprechenden Zeit angepasst.

Die Abschnitte "Eins" spielen in der Vergangenheit und sind in der Ich-Form, aus Sicht des Erzählers Daniel Holmes, geschrieben. Er berichtet von seinen Erlebnissen mit der wunderschönen Rosemary und beschreibt sie von der allerersten dramatischen Begegnung, bei der er ihr das Leben rettet, bis zu ihrem Tod im August 1948.  Daniel  gerät sofort in den Bann der wunderschönen Frau und fühlt sich stark zu ihr hingezogen. Leider geht es seinem besten Freund Robert genauso und die Männerfreundschaft beginnt sich deutlich abzukühlen. Da Rosemary Daniel nicht mehr aus dem Kopf geht, verfolgt er sie und macht dabei eine Entdeckung, die ihn an seinem Verstand zweifeln lässt.

Die Abschnitte mit der Bezeichnung "Zwei" spielen in der Gegenwart und erzählen von der Malerin Alice, die das Grab von Rosemary auf dem alten Friedhof entdeckt und sich Gedanken über die Inschrift "Etwas in mir erinnert sich und wird nicht vergessen" macht. Doch als sie ihren ehemaligen Lebensgefährten Joe wiedertrifft und seine neue Freundin Ginny kennenlernt, ahnt sie nicht, welche Rolle die längst verstorbene Rosemary in ihrem Leben spielen wird.

|| Meine Meinung ||

Zunächst hatte ich leichte Startschwierigkeiten den Einstieg in die Handlung zu finden, da mir die beiden Handlungsstränge sprunghaft und unzusammenhängend erschienen. Deshalb empfand ich den Start auch eher zäh und musste mich zum Weiterlesen zwingen. Doch sobald sich die ersten Handlungsfäden miteinander verknüpften, änderte sich die Atmosphäre im Buch. Obwohl das Ende früh vorhersehbar war, entwickelte sich eine düstere und unheimliche Spannung, die mich gebannt in die Handlung eintauchen ließ.

Besonders die Tagebucheinträge von Daniel Holmes versetzten mich aufgrund der Formulierungen  in frühere Zeiten und erinnerten an Gruselromane mit Gänsehautfaktor. Allerdings konnte mich Alice Geschichte in der Gegenwart nicht ganz überzeugen, da ich einige ihrer Handlungen nur schwer nachvollziehen konnte. Das Ende empfand ich ebenfalls nicht ganz gelungen, da sich die Ereignisse überschlugen und etwas unübersichtlich wirkten.

|| Mein Fazit ||

"Denk an mich in der Nacht" ist der neu überarbeitete und erstmals ins Deutsche übersetzte Debütroman von Joanne Harris. In einer düsteren Atmosphäre wird die Geschichte einer Gruppe von Auserwählten erzählt, die sich vom Blut ihrer Opfer ernähren. Es geht um Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Freundschaft, Verrat und die Macht der Erinnerung.

Insgesamt bewerte ich das Buch mit 3 von 5 Bewertungssternen. Aufgrund meiner Startschwierigkeiten und dem eher unübersichtlichen Ende ziehe ich zwei Bewertungssterne ab. Die düstere und schaurige Atmosphäre machen das Buch aber dennoch lesenswert.