Nichts ist wie es scheint - vom Psychosog zum Actionthrill

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blomster78 Avatar

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In diesem Buch ist nichts wie es scheint, das fängt schon beim Cover an. Ich war aufgrund dessen überzeugt, dass hier eine Depression eine ganz große Rolle spielt. Stattdessen wird der Angststörung der Hauptprotagonistin, Rachel, viel Raum gegeben.
Die ersten Kapitel drehen sich um die Kindheit und Jugend Rachels, die seltsam kühle Beziehung zur Mutter, die die Identität von Rachels Vater partout nicht preisgeben will und schließlich um Rachels Suche nach dem leiblichen Vater. Große Zeiträume werden hier doch recht schnell abgehandelt, so dass sich die Frage auftut mit welchen Inhalten die vielen restlichen Seiten des Buches wohl angefüllt sein werden?
Rachel wird Journalistin und erlebt bei einem mehrwöchigen Einsatz auf Haiti Grauenhaftes. Beziehungsgestört durch das komplizierte Mutter-Tochter-Verhältnis und traumatisiert durch diese Erlebnisse erleidet sie schließlich vor laufender Kamera einen Nervenzusammenbruch, was das Ende ihrer (bis dato erfolgreichen) beruflichen Existenz und auch ihrer Ehe mit Sebastian zur Folge hat.
Nach einer ziemlich trost- und hoffnungslosen Zeit voller Panikattacken kann sie sich, zusammen mit Brian, den sie später heiratet, aus diesem Lebenstief herausarbeiten - bis sie Brians Geheimnis entdeckt und ein ungeahnter Roadtrip seinen Lauf nimmt.

Von Rachel wird ein sehr detailliertes Psychogramm gezeichnet; man kann nachvollziehen, dass aufgrund solcher Erfahrungen und Beziehungsgefüge die Seele Schaden nimmt. Diese Ausarbeitung war jedoch an einigen Stellen zu ausführlich und zu langatmig.
Das Buch hat mich im Mittelteil in seinen Bann gezogen wie noch kein anderes in diesem Jahr; ich konnte ich es kaum aus der Hand legen (obwohl ich manche der haitianischen und Zusammenbruch-Szenen nur quergelesen habe – Begründung s. oben). Die Frage nach der „Rolle“ der unterschiedlichen Personen war faszinierend, ich hoffte auf einen Fortgang im Stil eines Psychothrillers.
Leider wendete sich gegen Ende die Handlung nochmals und wurde zu einem actionreichen Verfolgungs-Roadtrip. Dieser Bonnie & Clyde-Style hat mir persönlich nicht so zugesagt und die ganze Handlung ist ein wenig ins Unrealistische abgedriftet. Insbesondere Rachels charakterliche Wendung ist nicht nachvollziehbar. Das Buch endet mir zu abrupt, die letzten Sätze des Buches wirken kitschig und lassen die sonst so detaillierte Story etwas zu „offen“ zurück.
Trotz dem Vermerk "unkorrigiertes Leseexemplar" zu Beginn des Buches hat mich das nachlässige Lektorat, insbesondere in der zweiten Hälfte, sehr gestört (viele Rechtschreibfehler, Buchstaben oder Wörter fehlten, Wörter in der falschen Personalform, etc.).