Düstere Story mit tiefgründigen Protagonisten

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pummelfee77 Avatar

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Ian McGuire zeichnet hier ein düsteres, zeitgemäßes Bild des englischen Manchester 1867. Der Autor hat es geschafft, diese Atmosphäre absolut erlebbar und spürbar aus den Seiten heraus entstehen zu lassen.

Ich möchte hier mal den Klappentext des Verlags zitieren: Manchester, 1867. Im Morgengrauen hängen die Rebellen. Die englische Polizei wirft ihnen vor, die ›Fenians‹, irische Unabhängigkeitskämpfer, zu unterstützen. Eine gefährliche Machtgeste seines Vorgesetzten, findet Constable James O’Connor, der gerade aus Dublin nach Manchester versetzt wurde. Einst hieß es, er sei der klügste Mann der Stadt gewesen. Das war, bevor er seine Frau verlor, bevor er sich dem Whiskey hingab. Mittlerweile rührt er keinen Tropfen mehr an. Doch jetzt sinnen die ›Fenians‹ nach Rache. Der Kriegsveteran Stephen Doyle, amerikanischer Ire und vom Kämpfen besessen, heftet sich an O’Connors Fersen. Ein Kampf beginnt, der O’Connor tief hineinzieht in einen Strudel aus Verrat, Schuld und Gewalt.

Selten hat ein Klappentext so wenig den Inhalt eines Buches dargestellt. Ich habe tatsächlich eine auf die politischen Umstände hinweisende Story mit Kriminalelementen erwartet. Doch bekommen habe ich eine tiefenpsychologische Darstellung zweier Männer, die zwar in den politischen Wirren agieren, doch jeder für sich mit ganz anderen Dämonen kämpft. Diese beiden treffen als Gegenspieler aufeinander, die sich respektieren, schätzen und die Motivation des anderen verstehen, doch ihre Ziele verfolgen. Wahnsinnig tief und düster, einfach großartig.

Die Sprache ist begeisternd und klar mit treffenden, plastischen Metaphern, die mir als Leser sehr viel Freude bereitet haben. Ganz besonders positiv ist mir die Papierqualität aufgefallen, die ich kaum wirklich beschreiben kann, die ich aber absolut angenehm und besonders finde. Am liebsten hätte ich es in einem durch gelesen, um die Stimmung nicht zu verlieren. Doch nach wenigen Sätzen war ich zum Glück wieder gefangen in dem düsteren, rußschwangeren Manchester und ich war gerne dort.

Fazit: Dieses Buch ist für Leser, die Sprache und düstere Geschichten lieben, unabhängig davon, ob sie Kriminalromane mögen oder geschichtsinteressiert sind, denn darum geht es in dem Buch gar nicht.