dunkel, brutal & eher mittelmäßig

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noelli Avatar

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Ian McGuire war 2016 mit dem Roman „Nordwasser“ für den Man Booker Prize nominiert. Nun erschien im dtv-Verlag sein neustes Buch „Der Abstinent“, bei dem es sich um einen düsteren historischen Krimi handelt.

Die Geschichte spielt 1867 und handelt von dem irisch-englischen Konflikt. Hauptfigur James O’Connor, gebeutelt vom Tod seiner Frau, ertränkt seine Trauer im Alkohol. Als er von Dublin nach Manchester reist, bekommt er die Chance, für die englische Polizei als Spion zu arbeiten und irische Unabhängigkeitskämpfer auszuspionieren. Dankbar nimmt O’Connor diese Möglichkeit an und gerät damit direkt hinein in den irisch-englischen Konflikt. Die Lage spitzt sich zu, als sich der Kriegsveteran Stephen Doyle an O’Connors Fersen heftet, denn die irischen Unabhängigkeitskämpfer, die sogenannten „Fenians“, sinnen nach Rache.

Ich liebe Romane, Krimis und Thriller, die sich an wahren historischen Begebenheiten orientieren. Deshalb habe ich mich auch sehr auf die Lektüre von „Der Abstinent“ gefreut. Auch das Cover versprach eine düstere und spannende Geschichte. Leider muss ich sagen, dass die anfängliche Euphorie schnell nachließ und ich gegen Ende des Buches auch die Motivation verlor, weiterzulesen, weswegen mich dieses Buch auch über Wochen begleitete.
Der Einstieg in das Buch war durchaus interessant und spannend, wenn auch etwas überfordernd. Ich musste mich auf jeden Fall erstmal zurechtfinden und begreifen, wer auf welcher Seite steht, wer welche Interessen verfolgt und worum es im Großen und Ganzen bei diesem Konflikt eigentlich geht. Nachdem ich das alles erst einmal begriffen hatte, war es einfacher, der Geschichte zu folgen. Leider ließ dann aber auch bereits nach einigen Kapiteln die Spannung stark nach. Die Atmosphäre blieb weiterhin sehr düster, was mir gefallen hat, aber inhaltlich plätscherte die Geschichte dann für meinen Geschmack zu sehr dahin. Nach 250 Seiten habe ich die Motivation verloren, weiterzulesen und ließ das Buch für einige Zeit ruhen. Da ich Bücher aber nicht abbreche, sammelte ich neue Motivation und las das Buch weiter, in der Hoffnung, mit einem guten Ende entlohnt zu werden. Leider hat mir das Ende dann überhaupt nicht gut gefallen.

Schlecht geschrieben ist „Der Abstinent“ aber nicht, auch die Charaktere waren durchaus interessant und gut ausgearbeitet. Ich persönlich wusste über den irisch-englischen Konflikt so gut wie nichts, habe also auch etwas aus dem Buch mitnehmen können. Nichtsdestotrotz war mir das Buch zu spannungsarm, zu langatmig und alles in allem empfand ich es als eher mittelmäßig. Schade.